Was der Heilige Benedikt Managern heute zu sagen hat
Die Aktualität der benediktinischen Ordensregel aus dem 6. Jahrhundert auch für Manager und Führungskräfte heute hat der ehemalige Mönch und nunmehrige Coach und Buchautor Anselm Bilgri betont. Das Motto Benedikts "Ora et Labora" (Bete und arbeite) stehe am Beginn der Erfolgsgeschichte Europas. Wobei die Betonung auf dem et ("und") liege. In der Antike sei Muße, also das sinnerfüllte Nichtstun, das höchste erstrebbare Gut gewesen, erst das Christentum habe den Arbeitsethos etabliert. Bilgri hielt am Freitagvormittag einen der Hauptvorträge beim Kongresses christlicher Führungskräfte in Stift Göttweig. Die Tagung steht unter dem Motto "Das rechte Maß finden".
Drei grundlegende Werte aus der Regel des Heiligen Benedikts (ca. 480 bis 547) legte Bilgri den Tagungsteilnehmern besonders an Herz: Gehorsam, Demut und die Gabe der Unterscheidung. Gehorsam bedeute richtig verstanden freilich, dass in einer Mönchsgemeinschaft wie in einem Unternehmen alle gegenseitig aufeinander hören sollten, auch wenn dann der Abt oder der Vorstandsvorsitzende die Letztentscheidungen treffen müssen. Ein solcher achtsamer Umgang miteinander brauche ein hohes Maß an Vertrauen und guter Kommunikation, so Bilgri.
"Demut" übersetzte er mit "Bodenhaftung" bzw. dem "Willen zum Dienen". Dienendes Führen bedeute, dass die obere Ebene in einem Unternehmen die Bedingungen schafft, das die untere Eben ihre Aufgaben optimal selbstständig erfüllen kann.
Die Gabe der Unterscheidung schließlich sei die Kunst, die unterschiedlichen Talente und Charaktere in einem Unternehmen zu einer kreativen Gemeinschaft zu formen, so Bilgri weiter. Er plädierte für ein Ausbrechen aus einem fixen Denken in Schablonen.
Bilgri war bis 2004 Prior des bayerischen Kloster Andechs mit florierenden Bier- und Joghurt-Betrieben. Seit seinem Ordensaustritt ist Bilgri als Buchautor, Coach und Mediator tätig.
Fairness und Verschwendung
Über die Bedeutung von fairen Arbeitsbedingungen in Unternehmen berichtete Matthias Sutter, Direktor am Max-Planck-Institut in Bonn. Ungerechtigkeiten hätten auch auf jene Arbeitnehmer Auswirkungen, die davon direkt überhaupt nicht betroffen sind. Auch deren Produktivität geht laut Studien um rund 12 Prozent zurück. Das sei der gleiche Effekt, den eine 30-prozentige Gehaltskürzung bewirken würde.
Sutters Vortrag hatte den Titel "Einkommensverteilung. Betrug und Gerechtigkeit." Das rechte Maß an Ungleichheit." Solange die Menschen glaubten, dass hohe Einkommen rechtmäßig verdient worden, seien ungleiche Einkommen nicht das große Problem. Wenn jedoch der Verdacht bestehe, dass die Reichen nur deshalb reich seien, weil sie tricksen, dann bestehe die Gefahr zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung, so Sutter.
Der Wirtschaftsjournalist Wolf Lotter plädierte für "Verschwendung" in Wirtschaft und Gesellschaft. Freilich verstehe er darunter keine "Vergeudung" von Ressourcen ohne Sinnstiftung sondern um Freiräume, um vielfältig und kreativ zu denken und zu experimentieren. Diese Großzügigkeit im Denken fehle in der Gesellschaft, wie auch Politik und Wirtschaft generell. Die Talente und Kreativitäten der Menschen würden nicht entsprechend zugelassen, so Lotter.
Der Kongresses christlicher Führungskräfte im Stift Göttweig dauert noch bis Samstag. Veranstalter ist das Forum christlicher Führungskräfte. Getragen wird es von den Ordensgemeinschaften, der Katholischen Aktion, der Evangelischen Akademie Wien und der Industriellenvereinigung.
Quelle: Kathpress