"Ein Christ kann nie ein Nationalist sein"
"Ein Christ kann nie ein Nationalist sein." Das hat der tschechische Theologe und Priester Tomas Halik im Interview mit der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen betont. Halik warnte darin vor den "sehr gefährlichen Versuchen von verschiedenen Populisten", die versuchten, "mit christlicher Rhetorik eine christliche Ideologie zu schaffen und diese in den Dienst des Nationalismus zu stellen". Konkret nannte er Polen, Ungarn und die Slowakei.
Am gefährlichsten halte er aber Russland bzw. das "Putin-Regime". Dies führe "einen hybriden Krieg gegen den Westen und die Europäische Union". Halik:
Dieser Krieg wird mit Propaganda und Fake News geführt, er sät Misstrauen gegen Europa und die Demokratie. Besonders zielt dieser Krieg auf die postkommunistischen Länder. Die Russen investieren dabei sehr viel Geld.
Putin wolle das europäische Bewusstsein und die europäische Einheit zerstören, so Halik. Nur in der europäischen Einheit könne man aber in der Konkurrenz mit den starken Mächten wie China oder den Vereinigten Staaten bestehen. Halik:
Die Europäische Union hat ihre Probleme, das muss man zugeben. Um stark bleiben zu können, müssen wir uns aber über die wirtschaftliche und administrative Vereinigung hinaus auch geistlich entwickeln und Europa kultivieren.
Hier komme den Christen eine große Aufgabe zu "und sie wird immer größer".
Halik wies in diesem Zusammenhang aber auch darauf hin, wie es seiner Meinung nach nicht geht:
Manche Bemühungen von Christen haben mit Nostalgie zu tun und die Rede vom christlichen Europa ist mit vom Mittelalter beeinflusst. Man muss klar sagen: Es gibt keine Rückkehr zu einem vormodernen christlichen Europa.
Ein verantwortlicher und kultivierter Patriotismus sei in Ordnung, "aber das muss immer in Solidarität mit anderen Nationen geschehen und auch mit den Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden wie zum Beispiel die Flüchtlinge". Als Eckpunkte des Evangeliums, die im Blick auf Europa wichtig sind, nannte Halik "Solidarität, Barmherzigkeit und solidarische Liebe".
Quelle: kathpress