Malerei: Stifte und Kirchen begehen "Bergl-Jahr" 2019
"Zurück zur ... Exzentrik!": Dieser Appell der kirchlich mitgetragenen Arbeitsgemeinschaft "300 Jahre Johann Bergl" soll dazu ermutigen, die Bilderwelten des österreichischen Rokokomalers anlässlich dessen Geburtstag am 23. September vor 300 Jahren wiederzuentdecken. Die Arbeiten des Schülers von Paul Troger und engen Freundes von Franz Anton Maulbertsch sind vielfach in Vergessenheit geraten, obwohl sie an so prominenten Stätten wie Schloss Schönbrunn, in den Stiften Melk und Zwettl oder in der Basilika Klein-Mariazell zu bewundern sind. Die genannten Schauplätze haben gemeinsam mit dem Diözesanarchiv St. Pölten und zwei Museen in Tschechien als Arbeitsgemeinschaft die Website www.bergl2019.eu eingerichtet.
Johann Wenzel Baptist Bergl (1719-1789) stehe für mehr sind als die "auftoupierte Wildnis für verwöhnte Rokoko-Prinzessinnen", heißt es dort. Die Exzentrik im Schaffen des Malers wird in der aktuellen Ausgabe der "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN) mit von ihm dargestellten rosa Elefanten, blonden Affen oder verschreckten Dromedaren umschrieben. Bekannt sei der Jubilar aber vor allem durch seine Landschaftsmalerei, wird der St. Pöltner Diözesanarchivar Thomas Aigner als ein Vertreter der Arbeitsgemeinschaft "300 Jahre Johann Bergl" zitiert. Und dazu habe auch allerlei Getier gehört. Zu schätzen wusste dies Kaiserin Maria Theresia, die ihren Lieblingsmaler um 1770 mit der Ausgestaltung ihrer Privatgemächer beauftragte, die heute als die sogenannten drei Bergl-Zimmern in Schloss Schönbrunn zu besichtigen sind.
Bergl arbeitete auch im kirchlichen Auftrag. Als sakrales Hauptwerk gilt die Ausmalung der ehemaligen Stiftskirche und jetzigen Basilika Klein-Mariazell in den Jahren 1764/65 mit Fresken, die aus dem Marienleben erzählen, sowie mit den Bildern der vier Seitenaltäre im Querschiff, die den heiligen Benedikt, Barbara, Scholastika und dem Apostel Thomas geweiht sind. Weitere sakrale Werke Bergls befinden sich in der Wallfahrtskirche Dornau, in der einstigen Klosterbibliothek des Wiener Hofklosters der Augustiner Barfüßer, die seit 1829 Lesesaal der Nationalbibliothek ist, in der Basilika Maria Dreieichen und im Gartenpavillon von Stift Melk.
Veranstaltungen über einen "Vernachlässigten"
Der 1789 in Wien verstorbene Künstler "ist von der Kunstgeschichte sträflich vernachlässigt worden", bedauerte Thomas Aigner, der auch dem Kulturverein im Oberen Triestingtal vorsteht. Am 18. Mai gedenkt man des Künstlers mit einem das Jubiläumsjahr eröffnenden Festakt in Klein-Mariazell, bei dem Aigner in das Schaffen Bergls einführt. Am 12. Juni sowie an jedem zweiten Mittwoch im Monat gibt es eine öffentlichen Führung in der Nationalbibliothek, bei der auch das Deckenfresko des Malers im Augustinerlesesaal zu besichtigen ist. Und im Stift Seitenstetten wird am 15. Juni das Mineralienkabinett gezeigt, das mit seiner weltweit einzigartigen Rokokoeinrichtung und der Deckenmalerei Bergls punktet: Vor genau 250 Jahren schuf der Maler die dortige Deckenmalerei in Seccotechnik, in deren Zentrum sich der Sonnengott als Knabe mit Zepter und Diadem befindet, umringt von sieben als Putti dargestellte römischen Planetengöttern.
Erschienen ist jüngst auch der prächtige Bildband "Einerseits Bergl - Andererseits Bergl" des Kunsthistorikers Andreas Gamerith.
Quelle: kathpress