"Europa-Bischof" Zsifkovics: Bulgarien aus Schatten der EU holen
Nach elf Jahren EU-Mitgliedschaft sollte Bulgarien nicht weiter als "Schatten" Europas betrachtet werden: Dazu hat "Europa-Bischof" Ägidius Zsifkovics bei einem soeben beendeten Besuch des osteuropäischen Landes gemeinsam mit einer rund 50-köpfigen Pilgergruppe aus seiner Diözese Eisenstadt aufgerufen. Bulgarien sei ein wichtiger "Kreuzungspunkt zwischen Europa und Asien", die Diözesanwallfahrt habe insofern "nicht an den Rand, sondern mitten ins Herz der christlichen und europäischen Familie" geführt, hob Bischof Zsifkovics in einer Aussendung vom Dienstag hervor.
Die Bevölkerung Bulgariens wie auch die "großartigen sakralen und kulturellen Denkmäler" seien "Teil der einen europäischen christlichen Familie", betonte der Bischof. Die diözesane Pilger- und Kulturfahrt habe sehr unmittelbar das Papstwort erleben lassen, "dass Europa mit beiden Lungenflügeln - dem östlichen und dem westlichen - atmen muss". Entsprechend sei die Reise auch im Zeichen des Dialogs zwischen Ost und West bzw. zwischen katholischer und orthodoxer Kirche gestanden. Zsifkovics:
Eine Begegnung an vermeintlichen 'Rändern' geht immer mitten ins Herz unseres Christseins.
Stationen der Pilgerreise waren u.a. die teils bis in die Spätantike zurückreichenden Kirchen Sofias, darunter die katholische Josefskathedrale, und mit den Klöstern Rila (10. Jahrhundert, UNESCO-Weltkulturerbe) und Batschkovo (11. Jahrhundert) wichtige Kulturzentren in den Zeiten der Osmanen-Herrschaft und Symbole der "bulgarischen Renaissance" danach, ebenso wie das von byzantinischen Kirchen geprägte Nessebar und die Stadt Varna, dessen katholische Kirche im späten 19. Jahrhundert Kaiser Franz Joseph I. wesentlich mitinitiierte; das 1973 von den Kommunisten geschlossene Gotteshaus wurde nach Instandsetzung 2013 wiedereröffnet. Auch die Großstadt Plovdiv, eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte des Jahres 2019 und zentraler Ort der "nationalen Wiedergeburt Bulgariens" im 19. Jahrhundert, war Teil der Burgenländer-Reise.
Bulgarische Verbindungen zu Österreich gibt es viele: angefangen von der Symbolgestalt des katholischen Erzbischofs Petar Partschev (1612-1674), der in Bulgarien zu den großen Gestalten des Ringens um Befreiung vom osmanischen Joch zählt und dafür vom Kaiser in Wien zum Freiherrn ernannt wurde, bis hin zu dem in der bulgarischen Donaustadt Ruse geborenen Dichter Elias Canetti (1905-1994), für den Wien lange Zeit Lebensmittelpunkt war, wenngleich er als Jude die Stadt 1938 verlassen musste. Ein zentraler Verbindungsort ist zudem das Wittgenstein-Haus in Wien-Landstraße, das Bulgarien Mitte der 1970er-Jahre vor dem Abbruch rettete und hier das Kulturinstitut einrichtete; die kulturdiplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern begehen heuer das 140-Jahr-Jubiläum.
Quelle: kathpress