Fachleute diskutieren neuralgische Punkte christlicher Tierethik
Das Thema "Christliche Tierethik" steht ab Sonntag im Fokus einer mit internationalen Experten besetzten Konferenz im Südtiroler Brixen. Rund 80 Theologen, Sozialethiker und weitere Fachleute aus dem gesamten deutschen Sprachraum kommen dazu bis 11. September an der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) Brixen zusammen. Bei dem viertägigen Kongress sollen Moraltheologen sowie Sozialethiker zum ersten Mal gemeinsam die neuralgischen Punkte einer christlichen Tierethik diskutieren, teilte der Moraltheologe Martin Lintner vorab mit. Der frühere Präsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie lehrt an der PTH Brixen und richtet den Tierethik-Kongress in seiner Funktion als Vorsitzender der Internationalen Vereinigung für Moraltheologie und Sozialethik aus.
Unter der Prämisse der christlichen Tierethik werden die Fachleute über aktuelle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, beispielsweise zu Kognition und Bewusstsein bei Tieren, diskutieren. Weitere Schwerpunkte des Kongresses sind biblische Aussagen über Mensch und Tier und deren Beziehung zueinander sowie die Stellung der Tiere in der Schöpfungstheologie. Im Bereich der angewandten Ethik sollen Problemfelder der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung beleuchtet und über ethische Fragen des Konsums von tierischen Produkten und die biomedizinische Nutzung von Tieren diskutiert werden.
In der theologischen Reflexion hätten Tiere bis vor wenigen Jahren kaum eine Rolle gespielt, mittlerweile seien sie aber in der Theologie "angekommen", schrebt Lintner in der Einladung zu der Fachtagung. Auch Papst Franziskus habe in seiner Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si" die jahrhundertelang vorherrschende Perspektive, die Tiere auf ihren instrumentellen Nutzen reduziert oder auf eine technisch-ökonomische Rationalität verengt, kritisiert.
Der Kongress beginnt am Sonntagabend mit einem Vortrag des österreichischen Verhaltensbiologen Kurt Kotrschal zum Thema "Die veränderte Sichtweise auf Tiere durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse". Unter den weiteren Referenten der Tagung sind aus Österreich auch der Moraltheologe Michael Rosenberger von der Katholischen Privatuniversität Linz, der Grazer Sozialethiker Kurt Remele sowie die Theologin Claudia Paganini von der Universität Innsbruck. (Infos: http://www.hs-itb.it/de/kongress-tierethik-2019.html)
Quelle: kathpress