Tirol: Benediktiner von Fiecht nach St. Georgenberg zurückgekehrt
Der Konvent des Tiroler Benediktinerstifts Fiecht ist am Sonntag auf den im Karwendelgebirge gelegenen Georgenberg umgezogen, nachdem das dort liegende Kloster ein Jahr lang umgebaut und renoviert worden war. Bischof Hermann Glettler weihte im Anschluss an einen Gottesdienst die erneuerten Räumlichkeiten ein. Für die Benediktinermönche sei der Wechsel auf den St. Georgenberg ein "heilsamer Rückzug" vom Inntal weg an den geistlichen Ursprungsort ihres Stiftes, befand der Innsbrucker Diözesanbischof im Beisein von zahlreichen Oberen von Männer- und Frauenorden.
Glettler verwies auf die exponierte Lage des St. Georgenbergs inmitten der Natur auf einem Felsvorsprung, für den ein Aufstieg zu Fuß durch die Wolfsklamm erforderlich ist. Diese Umgebung verstärke die "Sehnsucht, die viele Menschen unserer Zeit zu heiligen Orten aufbrechen lässt". Die frei gewählte Einsamkeit der Mönche auf dem Berg entspreche der Radikalität ihrer Berufung und habe "Signalwirkung" für alle Menschen, erklärte der Bischof. Als "Weltflucht" sei der Umzug des Konvents nicht zu verstehen: Er werde in Zukunft durch die Präsenz der Mönche noch deutlicher ein "Ort des Ankommens und des Gebetes für viele Gläubige und Suchende" sein.
Der St. Georgenberg sei für viele Wallfahrer ein "geheimnisvoller Anziehungspunkt" und ein "Ort des Trostes und der inneren Stärkung", so Glettler weiter. Viele Pilger kämen hierher in Lebenskrisen auf, bei einem Wunsch nach Klarheit, vor wichtigen Entscheidungen, bei Hoffnung auf Versöhnung oder einfach aus dem inneren Antrieb, Gott zu danken, erklärte der Bischof. Die Mönche würden dies durch ihr Psalmengebet, die verlässliche Eucharistiefeier und Angebote der geistlichen Begleitung und des Bußsakraments unterstützen. Das Ergebnis sei, "dass alle beschenkt und gesegnet nach Hause gehen", erklärte der Innsbrucker Bischof.
"Oase" auf dem Berg
Im Zuge des Umbaus wurde ein Übergang vom Mönchstrakt zum Gästebereich geschaffen und ein Anbau errichtet, in dem der Pfortenbereich, die Küche, die neue Chorkapelle und ein Klosterladen untergebracht sind, so dass ein benediktinisches Leben möglich ist. Die anderen Gebäude, darunter auch die Lindenkirche, wurden grundsaniert. Man habe damit einen wichtigen Schritt in die Zukunft der Gemeinschaft der Abtei gesetzt, erklärte der Administrator-Prior von St. Georgenberg-Fiecht, P. Raphael Gebauer. Die Lebensqualität habe sich durch den Umzug vom Standort neben der Autobahn in die "grüne Oase" auf dem Berg verbessert.
Vor der nunmehrigen Sanierung des Klosters war der St. Georgenberg 14 Jahre lang nur von P. Gebauer bewohnt worden, der als Wallfahrtsseelsorger die dortigen Pilger betreut hatte. Nunmehr leben fünf Mitglieder des Benediktinerkonvents ständig in dem Kloster, das zudem in seinen Gastzellen künftig auch Gäste aufnehmen kann. P. Gebauer sprach von einer "Bündelung der Kräfte für die Pilgerinnen und Pilger der Wallfahrten" und von einer Stärkung des St. Georgenberges als Wallfahrtsort. Der Wallfahrtsbetrieb entwickle sich seit dessen Wiederaufnahme vor einem Jahr sehr positiv, ebenso seien auch die Gottesdienste gut besucht.
Die Benediktiner hatten die Umzugspläne von Fiecht nach St. Georgenberg vor drei Jahren bekanntgegeben, aus personellen und finanziellen Gründen. Zwei Mönche bleiben im ehemaligen Stift Fiecht zurück, aus Altersgründen und um dort eine "kleine benediktinische Präsenz" zu erhalten, hieß es seitens des Ordens. Ebenso wird auch die barocke Stiftskirche als Pfarrkirche weitergeführt. Für die anderen Gebäude ist die Benediktinerabtei mit dem Unternehmer Christoph Swarovski eine Partnerschaft eingegangen. Aus dem früheren Klosterkomplex soll eine Bildungsstätte mit regionaler und landesweiter Bedeutung entstehen.
300 Jahre Zwischenstation in Fiecht
Die Geschichte von St. Georgenberg, das zu den ältesten Klöstern Tirols zählt, reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück, als Rathold von Aibling aus dem Geschlecht der Rapotonen im nördlich von Schwaz gelegenen Stallental eine klösterliche Niederlassung gründete. In der Chronik von St. Georgenberg (1480) ist die Rede davon, dass Rathold selbst als Einsiedler in einer Höhle hier lebte und sich mit der Zeit Gefährten anschlossen. Um 1100 erhielt das Kloster von Kaiser Heinrich IV. Höfe und Leibeigene, sowie auch Reliquien des Heiligen Georg. 1138 bestätigte Papst Innozenz II. die klösterliche Benediktinerabtei.
Nach Großbränden 1284 und 1448 und der Pest im 14. und 15. Jh. konnte sich das Kloster kurzzeitig erholen, verwahrloste aber infolge mehrerer Epidemien und in den Zeiten der Reformation im 16. Jahrhundert erneut. Nach dem dritten Brand von 1637 wurde das Kloster erneut aufgebaut und erste Pläne einer Transferierung entstanden, die jedoch erst nach einer weiteren Zerstörung durch den Brand von 1705 vollzogen wurde. 1706 begannen die Bauarbeiten im Inntal, zwei Jahre später konnte der Klosterbau in Fiecht bezogen werden, während das ehemalige Kloster am Berg 1733 als Wallfahrtshospiz wiederaufgebaut wurde.
Die Geschichte verlief auch weiterhin sehr wechselvoll: 1807 wurde das Kloster von der bayrischen Regierung aufgehoben, 1816 kehrten die Benediktiner erneut nach Fiecht zurück. 1868 bis 1870 musste der Konvent aufgrund eines Brandes vorübergehend in Rotholz untergebracht werden. 1941 wurde das Kloster von den Nationalsozialisten aufgehoben und erst wieder 1950 den Benediktinern zurückgegeben. Die Abtei gehört seit 1967 zur Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien - und damit nicht zur Österreichischen Benediktinerkongregation.
Quelle: kathpress