Bischof Zsifkovics besucht indische Partnerdiözese von Eisenstadt
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hält sich derzeit mit einer kleinen burgenländischen Delegation in Indien auf. Er besucht die südindische syro-malabarische Diözese Kanjirapally, mit der die Diözese Eisenstadt seit den frühen 1980er-Jahren eine Diözesanpartnerschaft pflegt. Höhepunkt der Reise war dieser Tage die Installierung des neuen Bischofs von Kanjirapally, Jose Pulickal. Weitere Stationen von Bischof Zsifkovics waren die lateinische Diözese Vijayapuram sowie Besuche von Pfarren und Familien in Kanjirapally im Zuge bestehender Partnerschaftsprojekte.
Mar Jose Pulickal folgt als Bischof auf Mar Mathew Arackal, der die Diözese Kanjirapally 20 Jahre lang anführte und die Partnerschaft mit der Diözese Eisenstadt wesentlich weiterentwickelte. Pulickal, seit 2016 Weihbischof von Kanjirapally, war 2019 von den Bischöfen der syro-malabarischen Kirche zum Bischof von Kanjirapally gewählt worden, Papst Franziskus bestätigte die Wahl am 15. Jänner 2020.
Die Installierung des neuen Bischofs in der Kathedrale von Kanjirapally fand im Beisein von etwa 2.500 Gläubigen aus der ganzen Diözese, von hunderten Priestern und Ordensleuten sowie von zwei Kardinälen und 45 Bischöfen statt. Bischof Zsifkovics überbrachte die Glückwünsche der Diözese Eisenstadt und eine Reliquie aus Herz und Hand des ersten Seligen des Burgenlands Ladislaus Batthyany-Strattmann. Zsifkovics nahm in seinem Grußwort auf die Reliquien Bezug, als er sagte, "dass es in der Nachfolge Jesu Hände brauche, um die Welt zum Guten zu gestalten, und Herzen, die sich der Wirklichkeit Gottes öffnen". Eigenschaften, über die der "Arzt der Armen" Batthyany-Strattmann verfügt habe und die Zsifkovics auch dem neuen Bischof von Kanjirapally wünsche.
Zsifkovics würdigte in seinem Grußwort auch die erfolgreiche Partnerschaft beider Diözesen. Er sei davon überzeugt, das Pulickal mit seinen Talenten und seinem Charisma nicht nur die Diözese Kanjirapally bestens leiten, sondern auch die fruchtbare Partnerschaft mit der Diözese Eisenstadt fortführen werde. Dabei könne er "auf Wegen weitergehen, die sein Vorgänger mit grenzenloser Hingabe bereitet" habe, so Zsifkovics, der Bischof Arackal aus Anlass der Stabübergabe für seine Verdienste um die Partnerschaft dankte. Erst im Vorjahr hatte Bischof Zsifkovics im Beisein von Arackal und dem damaligen Weihbischof Pulickal Flutopfern der Gegend neue Häuser übergeben, die mit finanzieller Hilfe aus dem Burgenland gebaut wurden.
Eine weitere bedeutende Station der Indien-Reise war die Teilnahme des Eisenstädter Bischofs am Antoniusfest in Kottayam in der lateinischen Diözese Vijayapuram. Der dortige Bischof Sebastian Thekethecheril hatte Zsifkovics bereits im vergangenen Jahr dazu eingeladen. Auch in Vijayapuram unterstützt die Diözese Eisenstadt verschiedene Projekte. Die Wallfahrt zum Heiligtum des heiligen Antonius zählt zu den größten religiösen Festen der Diözese und wird jährlich von tausenden Menschen vollzogen.
Vielfältige Partnerschaft
Der burgenländischen Delegation gehört u.a. auch der Eisenstädter Diözesanpriester Karl Hirtenfelder an, der seit fast 40 Jahren für die Beziehungen zwischen der Diözese Eisenstadt und ihrer südindischen Partnerdiözese Kanjirapally zuständig ist. Die Diözesanpartnerschaft geht auf eine Initiative von Bischof Stefan Laszlo im Jahre 1981 zurück und wurde von allen Bischöfen auf beiden Seiten aktiv gepflegt. Bislang konnten insgesamt an die 40 große Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Soziales sowie beim Bau von Kirchen und Seminaren umgesetzt werden. Seit Jahrzehnten wirken aus Kanjirapally stammende Priester auch im Burgenland als Seelsorger.
Der indische Bischof, mit dem Bischof Laszlo 1981 die Diözesanpartnerschaft begann, war Mar Joseph Powathil. Der spätere und inzwischen emeritierte Erzbischof von Changanacherry feiert heuer seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Grund wurde vergangenen Woche ein neues wissenschaftlich-liturgisches Studienzentrum in Changanacherry eröffnet, das nach dem Erzbischof benannt ist. Bischof Zsifkovics nahm an den Feierlichkeiten teil. Er überreichte dem syro-malabarischen Erzbischof ein Gratulationsschreiben, in dem dessen Rollen bei der Diözesanpartnerschaft gewürdigt wird.
Auch "Pro Oriente" würdigt Powathil
Auch die Wiener ökumenische Stiftung "Pro Oriente" würdigte den bald 90-jährigen Erzbischof in einer Aussendung am Montag als großen Verfechter der Ökumene, der zugleich auf die Bewahrung der Traditionen der syro-malabarischen Kirche großen Wert legte. Powathil habe vom Beginn des "Syrischen Dialogs" der Stiftung mit den Kirchen der syrischen Tradition engagiert mitgewirkt; auch in den letzten Jahren, als er nicht mehr persönlich an Begegnungen teilnehmen konnte, habe er den Fortgang dieser im Juni 1994 begonnenen ökumenischen Bewegung aufmerksam verfolgt.
Powathil gelte als einer der besten Kenner der ursprünglichen ostsyrischen Liturgie im Süden Indiens. Als Bischof habe er sich unermüdlich für die Wiedergewinnung der unverfälschten ostsyrischen Tradition in der syro-malabarischen Kirche im Gegensatz zu allen Latinisierungstendenzen eingesetzt. Zugleich sei ihm die Anerkennung der legitimen Rechte und der Identität der syro-malabarischen Kirche als einer eigenständigen katholischen Ostkirche ein besonderes Anliegen gewesen. Ebenso engagierte er sich intensiv sowohl im ökumenischen wie auch im interreligiösen Díalog. Von 1994 bis 1998 fungierte Powathil als Vorsitzender der Indischen Bischofskonferenz (CBCI), in der die Bischöfe aller drei in Indien präsenten Riten - lateinischer Ritus, syro-malabarischer Ritus, syro-malankarischer Ritus - vertreten sind.
Die besondere Sorge des Erzbischofs habe den ausgegrenzten und an den Rand gedrängten Menschen gegolten, heißt es in der Aussendung weiter - zum Beispiel den geistig oder körperlich behinderten Kindern, für die er Spezialschulen errichtete. Er habe in seiner Eparchie auch intensiv auch die Hospizbewegung gefördert. Vor allem sei der Bischof - schon in Kanjirapally - Vorkämpfer eines integralen Entwicklungsmodells gewesen, das auch den Benachteiligten - zum Beispiel den "unberührbaren" Dalit - entsprechende Lebenschancen einräumt.
Powathil war aber auch ein Vorkämpfer der kulturellen und literarischen Erneuerung im indischen Bundesstaates Kerala. In der Auseinandersetzung mit der von der Kommunistischen Partei dominierten Innenpolitik Keralas habe sich der Bischof unermüdlich für die Rechte aller Christen eingesetzt, die insgesamt rund 25 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Dabei sei es vor allem um die Verteidigung des Schulsystems der christlichen Kirchen gegangen.
Quelle: kathpress