
Schipka bei Messe mit Politikern: Gute Politik braucht den Ausgleich
Gute Politik braucht den Kompromiss und ihn herzustellen, gehört zum demokratischen Handwerkszeug eines Politikers: Das hat der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, am Donnerstagmorgen bei einem Gottesdienst mit Parlamentariern, Politikern und ihren Mitarbeitern in der Wiener Hofburgkapelle hervorgehoben, an dem u.a. auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka teilnahm. Es brauche immer wieder den Ausgleich zwischen berechtigten Interessen, zwischen der demokratischen Herrschaft der Mehrheit und den Minderheitenrechten, zwischen politisch Gewollten und dem real Machbaren. "Gute Politik ist ohne Ausgleich, nicht zu denken, ob als Kompromiss im Sinne des Treffens auf halber Strecke, oder als Synthese und somit als Entwicklung von etwas Neuem", so Schipka.
Der gefundene Kompromiss müsse dabei so wie politisches Handeln insgesamt dem Leben und dem Glück der Menschen dienen, die Politikern anvertraut seien. "Zu diesem Ziel gibt es keine echte Alternative! Entweder es hilft dem Leben oder nicht. Entweder es fördert das Glück oder es fördert es nicht", so Schipka unter Bezugnahme auf die biblischen Texte des Gottesdienstes.
Voraussetzung für politische wie auch andere Entscheidungen sei dabei die dem Menschen zugetraute Freiheit: "Kein Sachzwang ist so groß, dass diese Freiheit verloren geht, keine Situation so alternativlos, dass keine Wahl mehr möglich ist", führte Schipka weiter aus. "Gott traut uns zu, in jeder Situation eine Wahl zu haben, und sei sie noch so klein." So habe man immer die Möglichkeit, sich für das Leben zu entscheiden und es zu fördern. Dies beginne schon im Umgang mit jenen Menschen, mit denen man zusammenarbeite und zusammenlebe.
Ein Fastenvorsatz könnte daher sein, sich der eigenen Wahlfreiheit wieder bewusst zu werden und am Abend bei einer Tagesrückschau auszuwerten, ob die getroffenen Entscheidungen dem Leben gedient oder das Glück andere gefördert haben. Schipka abschließend: "Wer das tut, dem wird bald bewusst werden, wie viel Freiheit uns Gott gegeben hat, und wie oft wir die Gelegenheit haben, das Leben zu wählen."
Neuer Rektor der Hofburgkapelle
Seit rund einem Jahr gibt es auf Initiative von Bischofskonferenz-Generalsekretär Schipka regelmäßige Gottesdienste mit Politikern und ihren Mitarbeiten aus allen Fraktionen in Wien. Sie finden in der Regel als Frühmessen in schlichter Form statt. Für die Fastenzeit sind bereits fünf weitere Gottesdienste geplant, die großteils in der Hofburgkapelle gefeiert werden, wo Schipka seit zwei Wochen auch als Kirchenrektor fungiert. Sein Vorgänger in diesem Amt war der jetzige Dompropst von St. Stephan, Ernst Pucher.
Die Hofburgkapelle steht im Eigentum der Republik und ist so wie die dort wirkende Hofmusikkapelle seit 2014 dem Bundeskanzleramt zugeordnet. Die erste urkundliche Erwähnung der im gotischen Stil erbauten Hofburgkapelle stammt aus dem Jahr 1296. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kapelle mehrfach baulich verändert. Die Wiener Hofmusikkapelle ist eine der weltweit ältesten Institutionen ihrer Art. Bereits unter dem Habsburger-Herrscher Friedrich III. (1415-1493) gab es eine deutsche und französische Kantorei.
Das Ensemble der Hofmusikkapelle setzt sich zusammen aus den Wiener Sängerknaben, Mitgliedern des Herrenchors und des Orchesters der Wiener Staatsoper und somit der Wiener Philharmoniker. Sie gestalten jeden Sonntag um 9:15 Uhr von Mitte September bis Ende Juni den Gottesdienst, wo u.a. die großen Messen der Wiener Klassik (Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert) immer wieder zu hören sind.
Quelle: kathpress