Papst-Film von Wim Wenders als TV-Premiere am Karfreitag
Wenn ein Oscar-prämierter Starregisseur einem weit über Kirchenkreise hinaus populären Papst eine Dokumentation in Spielfilmlänge widmet, ist dies ein Ereignis, das nicht nur Katholiken interessiert: An der TV-Premiere von "Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes" des deutschen Filmemachers Wim Wenders am Karfreitag werden auch viele kirchlich Distanzierte und Cineasten ihre Freude haben. ORF 2 zeigt den Streifen am 10. April um 17.20 Uhr, im ZDF ist er spätabends um 23 Uhr zu sehen.
Der 95 Minuten lange Film aus dem Jahr 2018 ist weder als reine Dokumentation noch als Porträt angelegt. Wenders suchte nicht die kritisch-erkundende Distanz, sondern die Nähe eines Bewunderers: "Ich habe nach einigen Überlegungen vorgeschlagen, nicht einen biografischen Film über den Papst zu machen, sondern einen Film mit ihm." Er habe sich mit Franziskus viermal zu einem jeweils zweistündigen Interview getroffen. Diese Gespräche flossen ebenso in den Film ein wie reichhaltiges Material aus den Archiven des Vatikanfernsehens, zu dem Wenders nach eigenen Angaben freie Hand bei der Sichtung erhielt.
Die Zuseher folgen dem Papst an die "Ränder der Gesellschaft": zu Flüchtlingen auf Lampedusa und in die Favelas von Rio; in Philadelphia umarmt er Gefangene, in Rom wäscht er ihnen am Gründonnerstag die Füße. Auch auf der großen Weltbühne ist der Papst zu sehen: am Ground Zero in New York, in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem; neben Boliviens damaligem Präsidenten Evo Morales fordert er mehr Rechte für Landarbeiter und vor dem US-Kongress prangert er den Waffenhandel an. Korruption und Machtstreben geißelt Franziskus auch an der eigenen Kurie.
"Prophet" gegen Ausbeutung der Erde
In den Interviewszenen, in denen der Papst direkt in die Kamera spricht, erscheint er gleichsam als Mann der Vorsehung, seine Umwelt-Enzyklika "Laudato si" als prophetischer Appell. Sein Wirken gewinnt Konturen vor dem Hintergrund einer düsteren Bestandsaufnahme des geplünderten Planeten, dessen Artenvielfalt schwindet, dessen Meere in Plastikmüll ersticken und auf dem eine himmelschreiende Ungerechtigkeit herrscht: eine "Wirtschaft, die tötet", wird der Papst zitiert. Da der Film bereits vor zwei Jahren erschien, sind weder neuere Reformdebatten ein Thema noch die jüngste Corona-Krise.
Im Interview mit der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erzählte der inzwischen 74-jährige Wim Wenders, er sei von Beginn des Pontifikats an beeindruckt vom Papst aus Argentinien gewesen: Schon bei der Verkündigung des Namens Franziskus am Tag seiner Wahl habe er gedacht: "Der Mann hat Mut! Wenn er sich diesen Namen zutraut, können wir einiges erwarten." Bei den persönlichen Begegnungen im Rahmen der Dreharbeiten habe ihm am meisten die Herzlichkeit des Papstes "und die unmittelbare, ganz selbstverständliche Haltung gegenüber allen Menschen" imponiert, so Wenders. Franziskus habe jeden am Set mit Handschlag begrüßt, einschließlich Bühnenarbeiter und Beleuchter, und sich von jedem persönlich verabschiedet. "Für ihn haben alle Menschen die gleiche Würde und sind wirklich gleich. Das spürt jeder, der ihm begegnet."
Im ORF-Religionsmagazin "Orientierung" war am Palmsonntag ein Beitrag über die "filmische Verbeugung" von Wim Wenders gegenüber dem Papst zu sehen. Der Beitrag von Christian Rathner ist noch bis Ostersonntag in der TV-Thek des ORF abrufbar (https://tvthek.orf.at).
Quelle: kathpress