Heuer virtuelle Gedenkfeier zur Mauthausen-Befreiung vor 75 Jahren
Die traditionelle Gedenkveranstaltung aus Anlass des Jahrestags der Befreiung des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Mauthausen findet wegen der Corona-Pandemie heuer in Form einer Virtuellen Internationalen Befreiungsfeier im Internet statt. Das hat das "Mauthausen Komitee Österreich" (MKÖ) am Dienstag bekannt gegeben. Die Gedenkfeier mit Zeitzeugen-Statements, Videobeiträgen und Musik kann am 10. Mai zwischen 11 und 12 Uhr auf der Website www.mkoe.at mitverfolgt werden. Neben rund 15 Zeitzeugen wird auch Europaparlaments-Präsident David Sassoli in einem Video-Beitrag sprechen. Die Befreiung des KZ-Mauthausen und der Nebenlager durch US-Truppen Anfang Mai 1945 jährt sich heuer zum 75. Mal.
Zu der Gedenkfeier kommen sonst Jahr für Jahr mehrere Tausende Menschen aus dem In- und Ausland in die oberösterreichische KZ-Gedenkstätte. Auch heuer wird die Verlesung des Mauthausen-Schwurs in verschiedenen Sprachen am Beginn der Befreiungsfeier stehen. Nach der Begrüßung durch den MKÖ-Vorsitzenden Willi Mernyi und Worten des Präsidenten des Internationales Mauthausen Komitees, Guy Dockendorf, sind Videostatements zum thematischen Schwerpunkt "Menschlichkeit ohne Grenzen" von Überlebenden und Vertretern aus verschiedenen Ländern, Berichte zur Befreiung und der Arbeit für ein "Niemals wieder" geplant. Umrahmt wird das Programm von musikalischen Beiträgen. Durch die virtuelle Befreiungsfeier werden Mercedes Echerer und Konstanze Breitebner begeliten.
Zwischen 26. April und 20. Mai wird die Befreiungsfeier zudem von virtuellen Gedenkwochen umrahmt. In dieser Zeit werden Kurzvideos von KZ-Überlebenden und Zeitzeugen, mit Berichten von den Befreiern, Statements von Opferorganisationen, BotschafterInnen, lokalen Gedenk-Initiativen usw. gezeigt.
Die Gedenk- und Befreiungsfeiern in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und an Orten der ehemaligen Außenlager werden seit 1946 von den Überlebenden bzw. deren Verbänden organisiert und durchgeführt. Als Nachfolgeorganisation der "Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen" (ÖLM) hat das MKÖ diese Aufgabe übernommen und veranstaltet die Feiern auch 2020 in enger Kooperation mit der ÖLM und dem "Comité International de Mauthausen" (CIM).
Das Konzentrationslager Mauthausen galt laut MKÖ als das am meisten gefürchtete Lager im gesamten KZ-System, da es für viele Häftlinge die Ankunft in einem Todeslager bedeutete. Menschen mit dem Vermerk "RU - Rückkehr unerwünscht" im Häftlingsakt war von Anfang an der Tod bestimmt. Davor wurde aber noch die Arbeitskraft dieser Menschen ausgeschöpft. Die Steinbrüche prägten die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die dort inhaftiert waren.
Besonders berüchtigt war die Strafkompanie des Steinbruchs. Inhaftierte, die auf Anweisung der Gestapo oder der Lagerleitung getötet werden sollten, wurden dieser Strafkompanie zugeteilt und mussten den ganzen Tag lang etwa 50 kg schwere Granitsteine über die sogenannte "Todesstiege", die vom Steinbruch ins Lager führte, hinauftragen. Niemand überlebte die Zuweisung in die Strafkompanie, deshalb ist die "Todesstiege" eines der vielen Symbole der Unmenschlichkeit im KZ-System Mauthausen.
Quelle: kathpress