Lackner: Glaube an Gott schließt Heilspartikularismus aus
An Gott zu glauben bedeutet, "über die eigenen Grenzen und Bedürfnisse hinweg zu lieben, niemanden von dieser Liebe auszuschließen". Mit dieser Absage an jeglichen Heilspartikularismus hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Sonntag an das Kriegsende vor 75 Jahren erinnert. Christlicher Glaube stehe für Hoffnung auf eine Welt in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit - für alle, wie Lackner in seiner Predigt im Salzburger Dom betonte. Er warnte vor dem "Wunsch nach schnellen, vordergründigen Lösungen" und dem "Ruf nach einem starken Mann". Die Geschichte lehre, dass dabei die Wahrheit "sehr schnell ihr menschenfreundliches Antlitz verliert". Dagegen müssten Christen und Christinnen aufstehen, betonte der Erzbischof.
1945 habe nicht nur "einer der schrecklichsten Kriege" zwischen Nationen geendet, es sei auch ein zweiter in den eigenen Reihen geführt worden: "Das jüdische Volk sollte von Grund auf ausgelöscht werden", erinnerte Lackner an ein Bestreben von "schier apokalyptischer Tragweite, angerichtet gegen Mensch und Gott". Seit dem 8. Mai 1945 werde diese Unheilsgeschichte akribisch aufgearbeitet und dokumentiert, zur Mahnung und Erinnerung der Nachwelt. Die damaligen Hauptakteure hätten jeglichen Anflug von Einsicht und Verantwortung komplett vermissen lassen, beklagte Lackner.
Erinnern und gedenken seien wichtige Gesten, reichten aber nicht aus. Sie müssten in eine universale Verantwortung dafür münden, "was mit Menschen irgendwo auf der Welt geschieht". Lackner erwähnte die vielen Heimatlosen, die durch Missverhalten geschädigte Umwelt, aber auch die durch die Pandemie vergrößerte Not im eigenen Land. Der Erzbischof ersuchte um eine "neue Aufmerksamkeit". Es gelte wachsam zu sein für Ungerechtigkeiten und dagegen aufzustehen, "fernab möglicher Ideologie" die Stimme für ein Leben in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu erheben.
Am Muttertag wandte sich österreichische "Familienbischof" außerdem mit einer Postkarte auf Facebook an alle Mütter, um ihnen zu gratulieren. Er äußerte darin Dankbarkeit für deren "Ja" zum Leben und wünschte alles erdenklich Gute. "Manche - so wie ich - legen Blumen aufs Grab, als Zeichen der Liebe und Dankbarkeit", schrieb Lackner.
Quelle: kathpress