Neuer Eremit für Einsiedelei in Saalfelden
Die Eremitage in Saalfelden im Pinzgau bekommt heuer doch noch einen neuen Einsiedler. Weil die wegen Corona verordneten Einschränkungen nun doch rascher als erwartet gelockert wurden, fanden im Mai die entsprechenden Bewerbungsgespräche statt. 14 Personen hatten sich für die Einsiedelei beworben; ausgewählt wurde schließlich der 63-jährige Matthias Gschwandtner aus Bad Ischl, wie die "Salzburger Nachrichten" am Donnerstag meldeten. Gschwandtner ist Protestant und folgte auf den Belgier Stan Vanuytrecht, der drei Sommer in der Einsiedelei verbracht hatte. Am kommenden Samstag, 6. Juni, wird der neue Eremit bei einem Gottesdienst am Palfen vorgestellt.
Gschwandtner ist verheiratet und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als kaufmännischer Angestellter bei den Österreichischen Salinen. Er engagiert sich in der evangelischen Kirche und war Umweltbeauftragter der evangelischen Diözese Oberösterreich. "Unsere Verantwortung für die Schöpfung ist mir ein großes Anliegen", sagt er. "Das ,Ich will alles, und das sofort' wird auf Dauer nicht funktionieren."
Saalfelden ist für den Einsiedler nicht neu. "Seit Beginn der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts besuche ich immer wieder einmal für einen oder mehrere Tage das Jazzfest. Dabei haben sich der Besuch der Einsiedelei und das Schwimmen im Ritzensee als Tradition ergeben. Ich erlebe Saalfelden als sehr offene, kreative und vielseitige Stadt mit freundlichen Menschen. Man hat den Eindruck, dass es hier ein gutes Miteinander gibt."
Schon bei seinen ersten Besuchen sei der Wunsch nach einer Auszeit am Palfen entstanden. "Ich freue mich auch schon auf viele Begegnungen an diesem speziellen Ort und wünsche mir eigentlich nur, dass ich dieser großen Aufgabe gewachsen sein werde." Dazu gehört auch der Verzicht auf Strom und fließendes Wasser. "Ich weiß nicht, wie es mir damit gehen wird. Aber vielleicht tut es auch ganz gut, sich auf das zu reduzieren, was wesentlich ist."
Gschwandtner plant, gemeinsame Betzeiten anzubieten. In der Kutte wird man ihn eher nicht sehen. "Ich bin kein Mitglied eines Ordens oder einer Bruderschaft und möchte auch nicht so tun, als ob", sagt er. Die Saison für den Einsiedler dauert in etwa von April bis November. Während der Wintermonate ist die Klause nicht bewohnbar.
Die natürliche Felshöhle oberhalb von Schloss Lichtenberg wurde im 17. Jahrhundert zu einer Kapelle ausgebaut. Als Unterkunft errichtete der damalige Einsiedler Thomas Pichler eine Klause im Fels am Palfen. Das Leben in der Einsiedelei ist einfach und karg. Es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser. Eine Bezahlung gibt es nicht; der Eremit muss für seinen Unterhalt selbst aufkommen. 2014 feierte die Klause, die bei Wanderern als Ziel ebenso beliebt ist wie bei Pilgern, ihr 350-Jahr-Jubiläum. Sie ist eine der wenigen in Mitteleuropa, die noch von Eremiten bewohnt wird. Dort wird seit dem 16. Jahrhundert das Bildnis des Heiligen Georgs, des Schutzpatrons der Tiere, verehrt.
Quelle: kathpress