Kirchliches Bildungshaus Schloss Großrussbach wird kein Seminarhotel
Die Erzdiözese Wien wird Schloss Großrußbach im Weinviertel nicht an einen Tiroler Hotelunternehmer zum weiteren Betrieb als Seminarhotel verpachten. Das hat der Wirtschaftsrat der Erzdiözese am Dienstag beschlossen, nachdem sich zuvor auch alle Kontrollgremien der Erzdiözese gegen das Projekt ausgesprochen hatten. Ab Herbst 2020 wäre die dringend notwendige Sanierung des derzeit als diözesanes Bildungshaus genutzten Schlosses vorgesehen - allerdings auf Kosten der Erzdiözese. Das Tiroler Unternehmen hätte dann die Immobilie mit katholischer Prägung fortführen sollen.
Die Rahmenbedingungen für den Betrieb eines Seminarhotels - verschärft durch den COVID-19-bedingten Nachfragerückgang - würden eine nachhaltige Bewirtschaftung sehr schwierig machen, hieß es seitens der Erzdiözese. Eine Amortisation der Investition wäre daher nach Ansicht des Wirtschaftsrates zu unsicher und somit das Risiko der Erzdiözese unverantwortlich groß, einen großen Teil der Bausumme von mindestens 8,5 Mill. Euro - welche aus Kirchenbeitragsmitteln zu bestreiten wären - zu verlieren.
Die Entscheidung sei der Erzdiözese schwer gefallen, erklärte der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa in der Mitteilung. Mehrere Abteilungen der Erzdiözese hätten über Monate intensiv das Projekt von finanzieller, rechtlicher und baulicher Seite vorzubereiten und zu einem Abschluss zu bringen versucht. Letztlich sei aber keine Lösung gefunden werden, die einem verantwortungsbewussten Umgang mit den Kirchenbeitragsmitteln entsprochen hätte. Krasa: "Es ist schade, dass ein Projekt, das zwischenzeitlich interessant und verheißungsvoll ausgesehen hat, sich bei genauerer Prüfung doch nicht rechnet."
Die Erzdiözese suche weiterhin nach Nutzungsmöglichkeiten für den Standort, hieß es - denn man wolle die "Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bildungshauses, für die Ortsgemeinde und die Region und auch die katholische Erwachsenenbildung und die im Schloss Großrußbach untergebrachte Vikariatsleitung" ernst nehmen. Dennoch werde der Bildungs- und Beherbergungsbetrieb ab 1. Jänner 2021 wie geplant ausgesetzt bis zum Abschluss einer eventuellen baulichen Sanierung. Das Vikariat Nord - es umfasst Weinviertel und Marchfeld - und die erzdiözesane Erwachsenenbildung seien bereits beauftragt, Konzepte zu erarbeiten, die eine reibungslose dezentrale Fortführung ihrer Arbeit möglich machen sollen.
Quelle: kathpress