Theologe: Katholische Soziallehre weist Wege in Post-Corona-Zeit
Indem die Corona-Pandemie den Menschen mit seiner Sterblichkeit konfrontiert, verschärft sie auf der einen Seite Tendenzen des Freund-Feind-Denkens - zugleich aber gibt es zahlreiche positive Beispiele gegenseitiger Unterstützung und gesteigerter Solidarität: Diese gelte es auch vor dem Hintergrund zweier wichtiger Lehren der Katholischen Soziallehre zu stärken, so der Innsbrucker Theologe Prof. Wolfgang Palaver in einem Gastbeitrag in der aktuellen Ausgabe des "Tiroler Sonntag". Die eine Lehre betreffe den Schutz und die universale Geltung der Menschenwürde - die andere die Forderung globaler Solidarität. Beides seien laut Palaver wichtige Lehren für eine "Zukunft nach Corona".
Aus dem von der Katholischen Soziallehre hoch gehaltenen Personalitätsprinzip folge, dass allen Menschen die gleiche Würde zukomme. Diese dürfe nicht durch ein Abwägen menschlicher Leben im Gesundheitswesen infrage gestellt werden: "Die Bewahrung eines für alle Menschen gültigen Lebensschutzes bleibt eine auch für alle Zukunft bedeutende gesellschaftliche Aufgabe", so Palaver.
Gleiches gelte für das zweite Prinzip der Katholischen Soziallehre: das Solidaritätsprinzip:
Gerade weil sich in Krisen Tendenzen verstärken, die eigene Gruppe zu bevorzugen und andere abzuwerten oder auszuschließen, braucht es ein Bemühen um eine universale Geschwisterlichkeit.
Eine Welt "nach der Pandemie" werde "auf internationaler und nationaler Ebene Solidarität und ein wirkliches Miteinander brauchen".
In diesem Zusammenhang würdigte Palaver auch das Hirtenwort der österreichischen Bischöfe zum Pfingstfest, indem diese zu einem "nationalen Solidaritätspakt" aufgerufen hatten, zu dem die Diskussion über ein erwerbsunabhängiges Grundeinkommen ebenso zähle wie der Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit und die weitere Offenheit für Flüchtlinge und Asylsuchende. Die in dem Hirtenbrief entfalteten Aspekte seien "eine begrüßenswerte Konkretisierung der zukünftig noch notwendiger werdenden Geschwisterlichkeit", so Palaver abschließend.
Quelle: kathpress