Scheuer bei Gedenken: Jägerstätter ist Vorbild durch innere Freiheit
"Franz Jägerstätter hat sich auch in äußerer Gefangenschaft seine innere Freiheit bewahrt und seinen Glauben bis zuletzt klar bezeugt": Das betonte der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt beim diesjährigen Jägerstätter-Gedenken am Sonntag, 9. August, in St. Radegund. Corona-bedingt wurde das Gedenken anlässlich des 77. Todestages des oberösterreichischen Seligen, das für gewöhnlich zwei Tage dauert, auf einen Tag verkürzt und fand mit beschränkter Besucherzahl statt, berichtete die Diözese am Dienstag in einer Aussendung. Teil des Gedenkens waren auch eine Wanderung und eine Andacht.
Der Innviertler Landwirt und Familienvater hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und vor 77 Jahren, am 9. August 1943, in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet.
Das jährliche Jägerstätter-Gedenken wird von der christlichen Friedensorganisation "Pax Christi" und der Pfarre St. Radegund organisiert. Unter den Teilnehmern am 9. August waren u.a. die Jägerstätter-Töchter Maria Dammer, Aloisia Maier und Rosalia Sigl sowie weitere Familienmitglieder, Jägerstätter-Biografin Erna Putz, der Vorsitzende des Jägerstätter-Beirats, Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer, der Leiter des Jägerstätter-Instituts, Andreas Schmoller, Elisabeth Jungmeier vom Jägerstätter-Beirat und Mitglieder von "Pax Christi".
Die äußere Gefangenschaft sei für Jägerstätter ein Ort der inneren Freiheit und des Friedens gewesen, betonte bei der Gedenkfeier Bischof Manfred Scheuer. "Solange man ein ruhiges Gewissen haben kann, dass man kein schwerer Verbrecher ist, kann man auch im Gefängnis im Frieden leben", zitierte Scheuer den Seligen. Die Kerkermauern hätten Jängerstätters Glauben und seine Liebe zu seiner Frau Franziska nicht zerstören können. Scheuer weiter: "Der äußere Verblendungszusammenhang führte zu keiner Abstumpfung des Gewissens, die Meinung der Massen nicht zur Anpassung seiner Urteilskraft, die Nazi-Ideologie nicht zur Menschenverachtung und Gottlosigkeit, die äußere Unfreiheit nicht zur Knechtung des Willens, das Gehabe der Macht der Starken nicht zum Willen zur Macht." So sei Jägerstätter zu einem "einsamen Zeugen des Gewissens" geworden.
Zwei neue Jägerstätter-Publikationen
Beim Gedenken wurden auch zwei Neuerscheinungen rund um Franz Jägerstätter vorgestellt. "Vom Schafott zum Altar" lautet der Titel des Buches, das P. Ewald Volgger verfasst hat. Der Liturgiewissenschafter der KU Linz ist seit der Seligsprechung 2007 intensiv mit Jägerstätter befasst, hat den Gottesdienst zur Seligsprechung vorbereitet und das Werden der Reliquien-Stele im Dom begleitet.
Das Buch ist der erste Band der Schriftenreihe Reihe Jägerstätter-Studien, die das Franz und Franziska Jägerstätter Institut (FFJI) an der Katholischen Privat-Universität Linz beim Studienverlag Innsbruck herausgibt. Die Schriftenreihe ist der internationalen Forschung zu Franz Jägerstätter, seinem historischen Umfeld sowie der vielfältigen Wirkungsgeschichte in Vergangenheit und Gegenwart gewidmet.
Das Kunstreferat/Diözesankonservatorat der Diözese Linz hat darüber hinaus das Buch "Das Sichtbare des Unsichtbaren. Sakraler Raum als Entscheidungsort" u.a. mit Interviewfragmenten und Bildern zur künstlerischen Neugestaltung der Heimatkirche von Franz Jägerstätter herausgegeben. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen und ist im Behelfsdienst der Diözese Linz um 12 Euro (exkl. Versandkosten) erhältlich (www.behelfsdienst.at).
Quelle: kathpress