Jägerstätter-Gedenken wegen Corona heuer in kleinem Rahmen
Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen wird das am kommenden Wochenende stattfindende Jägerstätter-Gedenken in St. Radegund (Oberösterreich) heuer nur eintägig und mit beschränkter Besucherzahl begangen. Für Franz Jägerstätters Todestag am Sonntag, 9. August, ist ein Freiluft-Gottesdienst, eine Gedenkwanderung und eine Andacht geplant. Überregionale Feiern mit Gästen aus anderen Regionen sollen heuer vermieden werden, teilte das Sozialreferat der Diözese Linz mit Verweis auf behördliche Empfehlungen mit.
Das alljährliche Gedenken startet heuer um 10 Uhr mit der Eucharistiefeier auf dem St. Radegunder Jägerstätterplatz (bei Regen in der Kirche), wobei 65 angemeldete Personen unter Wahrung des Sicherheitsabstandes teilnehmen können. Am Nachmittag findet eine Wanderung zu den Marterln und Kreuzen des Innviertler Ortes mit Impulsen zur Geschichte der örtlichen Kapellen und zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten statt. Abschließend gestaltet Pax Christi um 16 Uhr auf dem Jägerstätterplatz die Andacht zur Todesstunde Franz Jägerstätters. (Info und Anmeldung: sozialreferat@dioezese-linz.at)
Vorgestellt wird bei der Veranstaltung zum 77. Todestag des NS-Wehrdienstverweigerers auch der erste Band der Schriftenreihe "Jägerstätter Studien", die sich mit der internationalen Forschung zu dem 2007 seliggesprochenen Innviertler befasst. Teil eins der vom Franz und Franziska Jägerstätter Institut (FFJI) an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz beim Studienverlag Innsbruck herausgegebenen Reihe befasst sich mit Persönlichkeiten, die geholfen haben, die Geschichte des Märtyrers präsent zu halten, sowie mit Jägerstätter-Reliquien.
Kollaboration mit Glauben unvereinbar
Franz Jägerstätter, geboren am 20. Mai 1907, war Bauer, Mesner und Familienvater in St. Radegund. Er verweigerte schon vor Beginn des Krieges 1939 die Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus, da ihm dieser mit dem Christentum völlig unvereinbar erschien. Nachdem er 1940 zum Militärdienst einberufen und zweimal als unabkömmlich eingestuft wurde, wollte er einer weiteren Einberufung nicht mehr Folge leisten. Das sogenannte Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten, von dem er um diese Zeit erfuhr, und die Verfolgung der Kirche durch die Nationalsozialisten festigten seinen Entschluss.
Jägerstätter erklärte 1941 öffentlich, dass er als gläubiger Katholik keinen Wehrdienst leisten dürfe, da es gegen sein religiöses Gewissen wäre, für den nationalsozialistischen Staat zu kämpfen. Seine Umgebung versuchte ihn umzustimmen und wies ihn auf die Verantwortung seiner Familie gegenüber hin, konnte aber seine Argumente nicht widerlegen. Er suchte schließlich den Bischof von Linz, Josef Fließer, auf. Dieser riet ihm von einer Wehrdienstverweigerung ab. Franziska Jägerstätter unterstützte ihren Mann hingegen, obwohl sie sich der Konsequenzen bewusst war.
Am 23. Februar 1943 erhielt Jägerstätter schließlich die dritte Einberufung zur Wehrmacht. Er musste zur Stellung nach Enns, wo er sich am 1. März meldete. Er erklärte, aus religiösen Gründen den Kriegsdienst mit der Waffe abzulehnen und nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein zu können. Nach der Erklärung seiner Kriegsdienstverweigerung wurde er am 2. März nach Linz ins Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis gebracht. Dort erfuhr er, dass auch andere Männer den Kriegsdienst verweigerten und Widerstand leisteten. Am 4. Mai wurde er nach Berlin-Tegel verlegt. Er weigerte sich, seine Verweigerung zu widerrufen.
Am 6. Juli verurteilte ihn das Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburg wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode. Am 14. Juli wurde das Urteil bestätigt. Laut Reichskriegsgericht war Jägerstätter bereit, Sanitätsdienst zu leisten, worauf das Gericht jedoch nicht einging. Jägerstätter wurde am 9. August 1943 in das Zuchthaus Brandenburg an der Havel gebracht und dort um 16 Uhr durch das Fallbeil hingerichtet. Die Urne mit seiner Asche wurde nach Kriegsende nach St. Radegund gebracht und dort am 9. August 1946 beigesetzt.
Quelle: kathpress