KAÖ gegen politisches Kalkül auf Kosten von Flüchtlingskindern
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) hat mit Blick auf das Lager Moria die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung scharf kritisiert. Es sei "beschämend, wenn im demokratischen Wohlfahrtsland Österreich im Jahr 2020 wochenlang ernsthaft darüber diskutiert werden muss, ob wir hundert unbegleitete Flüchtlingskinder aufnehmen und diesen jungen Menschen eine Zukunft bieten. Das "kategorische Nein" zu Kindern aus Moria führe zur Frage: "So wollen wir Weihnachten feiern?", hieß es am Mittwoch in einer Aussendung anlässlich der Bundeskonferenz der katholischen Laienorganisation. Die KAÖ rief die Regierung zur Aufnahme eines fairen Kontingents von Flüchtlingen auf.
Seit dem Brand von Moria am 9. September appellierten dutzende katholische Institutionen und Persönlichkeiten - Bischöfe, Orden, Caritas, Organisationen der Katholischen Aktion - an die verantwortlichen Politiker, eine entsprechende humanitäre Geste zu setzen. Ebenso taten dies andere christliche Kirchen und Organisationen der Zivilgesellschaft, erinnerte die KAÖ in ihrer Aussendung.
Verbunden damit seien auch zahlreiche konkrete Angebote gewesen, Flüchtlingen Unterkunft zu geben und sie zu betreuen. "Sie sind bisher ignoriert worden." Stattdessen würden jene Politiker und Parteien, die sich gegen Flüchtlinge aus Moria stellen, Ängste vor einer neuen Flüchtlingswelle schüren, kritisierte die aus Delegierten der Katholischen Frauenbewegung, Männerbewegung, der Katholischen Jugend, Jungschar und Akademiker gebildete KAÖ-Konferenz. "Es lässt tief blicken, wenn das zum Himmel schreiende Schicksal der Frauen, Männer und Kinder in den Flüchtlingslagern nicht zumindest für einen Augenblick mehr zählt als politisches Kalkül."
Endlich "das uns Mögliche tun"
Die KAÖ-Mitglieder wissen, "dass Österreich und auch Europa als gesamtes das weltweite Flüchtlingsproblem nicht allein schultern und lösen kann". Aber als den Menschenrechten und christlichen Werten verpflichtete Österreicher und Europäer sei zu verlangen, "das uns Mögliche zu tun". Das sei bei den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen noch nicht ausgeschöpft. Dass die Regierung für die Soforthilfe vor Ort in Moria 400 winterfeste Unterkünfte und weitere Hilfsgüter zur Verfügung gestellt hat, sei zu würdigen; ebenso die Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds auf 50 Millionen Euro, anerkannte die Katholische Aktion. Dies entbinde aber nicht von der "Verpflichtung, den Flüchtlingen eine andere Lebensperspektive als jahrelanges Lagerdasein zu eröffnen".
Die EU-Kommission habe vergangene Woche einen ersten Entwurf für einen neuen Migrationspakt vorgestellt, wies die KAÖ hin. Manche Details daraus wie auch erste Reaktionen aus EU-Mitgliedsländern bestätigten die "Befürchtung, dass der Weg zu einer tatsächlich gemeinsamen, solidarischen europäischen Flüchtlingspolitik noch sehr weit sein wird". Umso mehr appelliere die KAÖ an die österreichische Regierung und die österreichischen EU-Abgeordneten, einer gemeinsamen Migrationspolitik "nicht Steine in den Weg zu legen, sondern diese nach Kräften zu fördern".
Drei Monaten vor dem Weihnachtsfest, an dem an die Herbergssuche Josefs und Marias erinnert werde, stellt die Katholische Aktion sich und der Politik die Frage: "Eine Gesellschaft, die es nicht schafft, einige hundert Flüchtlinge in Not aufzunehmen, will so ernsthaft Weihnachten feiern?"
Quelle: kathpress