Wien: Katholische Privatschulen um Stabilität und Vertrauen bemüht
Die katholischen Privatschulen der Erzdiözese Wien sind in den aktuellen herausfordernden und auch von Ängsten und Unsicherheiten geprägten Zeiten besonders bemüht, den Schülerinnen und Schülern Stabilität, Zuversicht und Vertrauen zu geben. Trotz Diskussionen um die Bedeutung und Folgen von Ampelschaltungen und des Aufkommens von Verdachts- und bestätigten Covid-19-Fällen in den Klassenzimmern versuchten die Schulgemeinschaften, "die positive Energie zu erhalten und zu verstärken", wie es in einer Aussendung heißt.
Das turbulente letzte Schuljahr ist auch in den Privatschulen der Erzdiözese Wien nicht spurlos vorbeigegangen. Die Auswirkungen des dezentralen digitalen Unterrichts und des gestaffelten Schulbetriebs auf die Schul- und Klassengemeinschaften wirkten noch nach, so die Wiener Schulamtsleiterin Andrea Pinz: "Umso wichtiger ist es nun, das Zusammengehörigkeitsgefühl durch gemeinsame Erlebnisse, durch der Situation angemessene Feiern und Begegnungen wieder zu erfahrbar zu machen." Die Pädagogen an den Schulen der Erzdiözese würden einen Fokus darauf legen, "dass Physical Distancing durch soziale Verbundenheit und emotionale Nähe ausgeglichen wird und dass die sozialen Kompetenzen wieder in den Mittelpunkt gerückt werden".
Es sei eine tägliche Herausforderung für Schulleitung und Lehrer, den Schülern wieder einen geregelten Schulalltag unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen und mit der notwendigen Flexibilität zu gewährleisten. Dafür brauche es auch kreative Alternativlösungen. Viele Unterrichtseinheiten, allen voran das gemeinsame Singen und Musizieren, würden nun ins Freie verlagert, lange geplante und zum Teil verschobene Veranstaltungen würden nachgeholt und den Bedingungen entsprechend adaptiert, digitale Hilfsmittel und Kanäle, die sich schon während des Lockdowns bewährt haben, blieben weiterhin integraler Bestandteil des Unterrichtsalltags. Pinz: "Die Herausforderungen führen auch zu einem Wachstum der Ideen und Raum für Innovationen."
Auch in der Nachmittagsbetreuung müsse nun etwa bei der Organisation des Mittagsessens mit teils komplexen Zeit- und Raumplänen umdisponiert werden. Die Freizeitaktivitäten würden bevorzugt im Garten stattfinden, Spiele und Sportübungen würden so gewählt, "dass die Mindestabstände gewahrt werden können, der Spaß aber trotzdem nicht zu kurz kommt".
Stärke und Zuversicht im Glauben finden
Das Fundament der Privatschulen der Erzdiözese Wien bildet das christliche Menschenbild und der gelebte Glauben. In diesen turbulenten Zeiten "spendet gerade die Besinnung auf unsere wesentlichen Werte Kraft und Energie", so Markus Aichelburg, Koordinator für Schulpastoral in den Privatschulen der Erzdiözese Wien. Der gemeinsame Glaube verbinde, "das Vertrauen in Gott wird herausgefordert, aber nicht erschüttert".
Andachten und Gottesdienste würden nun via Live-Stream geteilt, damit möglichst viele Mitglieder der Schulgemeinschaft mitfeiern können. Die Seelsorge finde mit digitalen Mitteln auf Abstand statt, schafft aber trotz der räumlichen Distanz geistige Nähe.
Laut Maria Dura, pädagogische Psychologin der Schulstiftung der Erzdiözese Wien, hätten sich die Kinder und Jugendlichen gut mit dem veränderten Schulalltag arrangiert: "Mein Eindruck ist derzeit, dass die Mehrheit der Schüler mit dem Physical Distancing zurechtkommt. Die Schüler kennen die Maßnahmen und scheinen damit gut umzugehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt."
Die Angst - sei sie durch konkrete bedrohliche Szenarien oder diffus durch medial verbreitete Bilder - und der Umgang mit ihr sei auch im Schulalltag ein aktuelles Thema. Die pädagogischen Psychologinnen helfen individuelle und altersgerechte Strategien zu entwickeln, damit Ängste und Belastungen bewältigt werden können.
Für den Umgang mit Verdachtsfällen und isolierten Schülern gebe es Leitfäden zur achtsamen Begleitung, sodass Pädagogen, Schulleiter und Eltern wissen, wie sie in solchen besonderen Situationen den Kindern und Jugendlichen beruhigend und stützend zur Seite stehen können.
Als einer der größten konfessionellen Schulerhalter in Österreich vereint die Erzdiözese Wien 26 Schulen und Kindergärten in Wien und Niederösterreich unter dem Dach einer Schulstiftung. Rund 7.000 Kinder besuchen eine dieser Bildungseinrichtungen. (Infos: http://privatschulen.at/)
Quelle: kathpress