50 Jahre Katholischer Laienrat: "Lebensrelevanz von Kirche stärken"
Vor 50 Jahren - im Kielwasser des kirchlichen Aufbruchs nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) - wurde der Katholische Laienrat Österreichs (KLRÖ) gegründet. Bis heute bündelt der Laienrat als Plattform die wichtigsten katholischen Laienvereinigungen und gibt ihnen in der kirchlichen wie in der zivilgesellschaftlichen Öffentlichkeit eine zusätzliche Stimme.
Gefeiert wurde das Jubiläum im Rahmen einer Festveranstaltung u.a. mit Vorträgen der Wiener Pastoraltheologen Prof. Regina Polak und Prof. Johann Pock und einem Gottesdienst mit Militärbischof Werner Freistetter am Samstag in Wien. Den Auftakt bildete ein Rückblick auf 50 Jahre KLRÖ und ein Festvortrag des früheren Luzerner Neutestamentlers, Prof. Walter Kirchschläger, zum Thema "(Nicht erfüllte) Aufträge des 2. Vatikanums an das Laienapostolat". Der Vortrag wurde in Abwesenheit Kirchschlägers verlesen.
Am Nachmittag referierten die beiden Wiener Pastoraltheologen Pock und Polak zur Frage, was die Amazoniensynode und Corona für die Kirche in Österreich bedeuten bzw. welche Effekte diese Herausforderungen für das Engagement und die Situation von Laien in der Kirche haben. Pock betonte dabei, dass sich am prinzipiellen Ziel des Wirkens von Laien in der Kirche damals wie heute nichts geändert habe - nämlich die Stärkung der "Lebensrelevanz von Kirche".
Diesen Auftrag habe die aktuelle Corona-Pandemie jedoch noch deutlicher als zuvor sichtbar werden lassen, insofern sich unter dem Eindruck der Pandemie kirchlich zwei unterschiedliche Entwicklungen verstärkt hätten: zum einen sei die "Schere zwischen kirchlichen Amtsträgern und dem Volk Gottes" weiter auseinandergegangen, was sich in einer stärkeren Klerikalisierung zeige; zum anderen sei es im Zuge der Corona-Maßnahmen zu einer "Individualisierung kirchlicher Praxis" gekommen, in der auch eine Chance für eine nachhaltige Stärkung der Stimme der Laien in der Kirche liege, so der Pastoraltheologe und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien.
Kritik übte Pock in seinem Vortrag etwa daran, dass das anfängliche, vom Papst in Aussicht gestellte Reformprogramm und eine Stärkung der Laien in der Kirche nicht nur ausgeblieben, sondern sich teils in sein Gegenteil verkehrt habe: Nicht zuletzt die jüngsten römischen Dokumente wie die Instruktion der Kleruskongregation über Pfarrreformen ("Die pastorale Umkehr") hätten zu einer neuen "Hierarchisierung" und "Klerikalisierung" beigetragen. Was Pock zugleich als einen Rückfall hinter das Kirchenverständnis des Konzils verstand. Dennoch ortete er Chancen in dieser Situation, hätten die Diözesen doch klar gemerkt, "dass es nicht so weitergehen kann wie bisher: Wenn man Änderungen in den Diensten und Ämtern nicht aktiv angeht, wird es bald auch keine Frauen und Männer mehr geben, die außerhalb des geweihten Amtes bereits sein werden, in mehr oder weniger verantwortlichen Positionen der Kirche mitzuarbeiten."
Die Corona-Pandemie habe viel Engagement in den Pfarren wachgerufen, dies sei aber vielerorts mit einer Fokussierung auf die Möglichkeit etwa des Priester-zentrierten Streamings von Gottesdiensten einhergegangen und einem gleichzeitigen Verlust der diakonalen bzw. caritativen Dimension von Kirche. So habe die Corona-Krise für die Kirche deutlich gemacht, "dass wir nicht so tun können, als ob nichts geschehen wäre". Damit Kirche nicht nur "systemrelevant, sondern lebensrelevant" ist, müsse daher die Pandemie als Lernzeit verstanden werden. So gelte es nicht nur durchzutauchen, sondern aus den positiven wie negativen Erfahrungen zu lernen und eine Antwort auf die Frage zu geben: "Haben wir etwas beizutragen, das Menschen leben lässt?"
"Es geht ums Eingemachte"
Es gehe also "ums Eingemachte", konstatierte Pock: "Nicht um interne Strukturen, nicht um liturgische Formen oder Gemeindepastoral - sondern um die Frage: Wozu braucht es angesichts dieser Ereignisse in der Welt überhaupt den Glauben, wozu Kirchen?" Dem Katholischen Laienrat falle dabei die Aufgabe zu angesichts der Herausforderung, an diesen Fragen mitzuarbeiten und dafür Sorge zu tragen, "dass nicht weitere Gräben aufgerissen werden zwischen Hierarchie und Volk Gottes, zwischen Frauen und Männern, zwischen Rom und Österreich".
Der Katholische Laienrat ist eine Plattform für katholische Laienvereinigungen, -verbände und -bewegungen und besteht aus fünf "Kurien", in denen u.a. die Katholische Aktion mit ihren Untergliederungen, die Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände, der Katholische Familienverband sowie Gruppierungen in großer Bandbreite von der Legio Mariae über Opus Dei bis zur Plattform "Wir sind Kirche" vertreten sind. Aktueller KLRÖ-Präsident ist Wolfgang Rank. (www.laienrat.at)
Quelle: kathpress