Stift Klosterneuburg: St. Leopold-Friedenspreis 2020 vergeben
Der St. Leopold Friedenspreis 2020 des Stiftes Klosterneuburg geht an die in Lütjenburg in Schleswig-Holstein wirkende deutsche Künstlerin Petra Weifenbach. Sie wird für ihre Arbeit "Holland in Not" ausgezeichnet. Die Künstlerin spielt in ihrem Werk mit der heilen Welt der gewohnt idyllischen Landschaftsdarstellung. Die sonst üblichen traditionellen Feierlichkeiten der Preisverleihung im Marmorsaal des Stiftes Klosterneuburg mussten heuer coronabedingt entfallen, teilte das Stift mit. Der internationale Kunstpreis wurde virtuell vergeben. In einem Video, das über die Stiftswebsite www.stift-klosterneuburg.at abgerufen werden kann, werden die Preisträger und ihre Werke vorgestellt.
Die beiden heurigen Anerkennungspreise gehen in die Niederlande und betreffen "emotional anrührende und technisch ausgefeilte Textilkunstwerke": erstens von Gea van Eck aus Utrecht und ihre Figuren einer toten Frau mit ihrem Baby mit dem Titel "Angespült"; zweitens von Jenny Ymker aus Tilburg, die "Meine Füße können nicht mehr", eine Gobelin-Arbeit in klassischen Technik, schuf.
Bitterer Kommentar zum Klimawandel
Bei Petra Weifenbachs "Holland in Not" überzeugte die Jury vor allem die Tatsache, "dass in dieser Arbeit in virtuoser Weise mit mehreren Ebenen der Verfremdung gearbeitet wird, ohne dass die Aussage dadurch verunklärt oder verwässert wird". Auf den ersten Blick sei noch alles in Ordnung: Zwei Zierkacheln im klassischen Blau-weiß der Delfter Fayence hängen an der Wand. Doch diese seien viel größer, als man es gewohnt ist, sie seien nur aus Papier "und sie spielen mit der heilen Welt der gewohnt idyllischen Landschaftsdarstellung in perfekter Umsetzung des vorgegebenen Themas aus Psalm 69, denn der holländischen Windmühle steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals". Was sich als heimelig-dekoratives Accessoire für die Landhausküche tarnt, entpuppe sich als bitterer Kommentar auf den Klimawandel. Das Drama des steigenden Meeresspiegels bedrohe nicht nur indigene Völker in fernen Erdteilen, sondern finde auch in nächster Nachbarschaft statt.
Tote Frau mit Baby
Gea van Eck aus Utrecht arbeitet bevorzugt mit Filz. Sie formt daraus Skulpturen, manche davon witzig, manche ziemlich respektlos mit unverhohlenen erotischen Anspielungen, und manche, die mit ihrem schonungslosen Realismus ein gewisses Grausen auslösen. Das preisgekrönte Werk ist vor allem von dem weltbekannten Pressefoto eines ertrunkenen syrischen Flüchtlingskinds inspiriert. Die Figur einer toten Frau mit ihrem Baby mit dem Titel "Angespült" hat bereits viele Besucher der aktuellen Ausstellung "was leid tut" im Stift berührt.
"Herr, komm mir zur Hilfe"
Das Werk "Meine Füße können nicht mehr" ist von der Arbeit Jenny Ymkers als Altenpflegerin inspiriert. Eine Frau bleibt beim Spazierengehen stehen, sie möchte weiter, doch sie kann es nicht mehr, ihre Füße verweigern den Dienst, Gehirn und Körper kommunizieren nicht mehr miteinander. Der nächste Schritt wird zum unüberwindlichen Hindernis. Sie fleht: "Herr, komm mir zur Hilfe, meine Füße können nicht mehr!" Ymker dazu: "Ich wollte, dass meine Arbeit nicht nur die Trauer und Verzweiflung ausstrahlt, sondern sehr wohl auch die Kraft, dennoch, vielleicht mit Hilfe, weiterzugehen, auch wenn sich vor einem vielleicht ein hoher Berg auftut."
(Infos: www.stift-klosterneuburg.at)
Quelle: kathpress