Glettler zu Corona-Krise: Vertrauen statt Verschwörungstheorien
In der Corona-Pandemie versteigen sich nicht wenige "in abstruse Verschwörungstheorien, fühlen sich ausgeliefert und von irdischen und überirdischen Mächten gegängelt". Dem hielt der Innsbrucker Bischof Bischof Hermann Glettler am Sonntag beim Christkönig-Hochfest entgegen: "Vertrauen ist gefragt!" Es sei ein "heilsames Korrektiv in die Unsicherheit unserer Zeit hinein, Christus als den eigentlichen Herrn der Geschichte zu bekennen", sagte Glettler in seiner Predigt in der Messfeier im Innsbrucker Dom, die auch im Radio übertragen wurde.
Der fundamentale Verdacht gegen Schutzmaßnahmen zur Pandemiebekämpfung absorbiere jeden positiven Gedanken an die Zukunft. Zugrunde lägen gefühlte Ohnmacht, Verzweiflung und diffuse Ängste vieler Menschen, erklärte der Bischof. Christus als König zu proklamieren wie dies die Kirche am Ende des Kirchenjahres tue, vermittelt die Gewissheit, "dass wir nicht von einem blinden Schicksal gesteuert werden", und gebe Orientierung inmitten einer heillos anmutenden Welt.
Glettler verwies auf die Vision des Matthäus-Evangeliums: Christus, zugleich Hirte und König. Am Ende des persönlichen Lebens und am Ende der Menschheitsgeschichte werde nicht eine apokalyptische Zerstörung stehen oder eine Auflösung ins Nichts stehen, sondern "eine Versammlung aller Völker", zusammengerufen wie eine große Herde vom Weltenrichter. Dieses Bild hat laut dem Innsbrucker Bischof einen hoffnungsvollen Charakter: Vor Gottes Thron komme es zu einer "Klärung, die von keiner Weltanschauung, nicht einmal von einem Religionsbekenntnis abhängt: Das einzige Kriterium wird sein, ob wir geliebt haben oder in der Lieblosigkeit stecken geblieben sind".
Am Ende heißt es: "Mehr lieben!"
Glettler berichtete von einer Tiroler Ordensschwester, die in ihrem Leben karitativ Großartiges leistete, als Mensch aber fast unnahbar und unleidlich gewesen sei. Erst zum Ende ihres Lebens sei sie zugänglicher geworden und im Sterbebett seien zum Erstaunen vieler ihre letzten Worte gewesen: "Mehr lieben!" Das Leben werde zur Last, wenn das wahre Königliche fehlt, sagte Glettler: "Nähe zu unseren Nächsten und Barmherzigkeit. Nur das zählt."
Viele Menschen wüssten gar nicht, dass sie mit ihrem hochherzigen Engagement dem überzeitlichen König dienen, wies Glettler hin. Doch die Ausreden im persönlichen und politischen Umfeld seien ebenso zahlreich: "Herr, wann haben wir Dich in der Nachbarschaft gesehen, im Stadtviertel unter den Wohlstandsverlierern, oder in einem Flüchtlingslager - in unbeheizten Zelten, mit spärlicher Nahrung und fehlender Hygiene?" Und Christus, der König, werde in Anlehnung an seine im Evangelium festgehaltene Aussage antworten: "Was ihr für einen der Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan."
Quelle: kathpress