Nach Kritik in St. Pölten: Schönborn sprach mit Bischof Schwarz
Die beiden Sprecher der Bischöfe von Wien und St. Pölten, Kardinal Christoph Schönborn und Alois Schwarz, haben bestätigt, dass es im Zuge der Kritik an der geplanten Umstrukturierung in den Zentralstellen der Diözese St. Pölten zu einem Gespräch zwischen den beiden gekommen ist. Bereits am 20. April hatte der Kommunikationsverantwortliche der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, gegenüber Kathpress bestätigt, dass Schönborn nach Ersuchen von verschiedener Seite vermitteln wolle. Dieses Gespräch habe kurz darauf auch stattgefunden, hieß es in der ORF-Sendung "Religion aktuell" am Mittwochabend.
Vor allem die Vorgehensweise bei der Umstrukturierung der diözesanen Verwaltung durch den St. Pöltner Bischof sorgte bei einem Teil der kirchlichen Mitarbeiter für Kritik. In Protestschreiben wurde die Forderung nach mehr Einbindung und Transparenz laut.
Eine gewisse Zuständigkeit bei der Vermittlung kommt kirchenrechtlich in dieser Sache Kardinal Schönborn deswegen zu, weil er als Erzbischof von Wien auch Metropolit der Wiener Kirchenprovinz ist, zu der die Diözese St. Pölten gehört. So kommt dem Metropoliten einer Kirchenprovinz allgemeine Aufsichtspflichten gegenüber den anderen Bischöfen einer Kirchenprovinz, den Suffraganbischöfen, zu. Der Metropolit ist jedoch kirchenrechtlich kein Vorgesetzter mit Leitungs- oder Disziplinarbefugnissen gegenüber dem Suffraganbischof.
Schönborn-Sprecher Michael Prüller nannte keine Details über das Bischofsgespräch, teilte dem ORF aber mit, es sei für den Kardinal sicher darum gegangen, die Sichtweise des St. Pöltner Bischofs kennenzulernen sowie die "Intentionen, die er mit seinen Reformvorschlägen in St. Pölten verbindet".
Die Sprecherin von Bischof Schwarz, Katharina Brandner, teilte dem ORF zum Gespräch schriftlich mit:
Bischof Alois Schwarz ist in umfangreichen Gesprächen mit Haupt und Ehrenamtlichen und hat in aller Offenheit dazu beigetragen, dass sich Kardinal Christoph Schönborn ein umfassendes und detailliertes Bild über die geplanten Änderungen machen konnte. Bischof Alois Schwarz liegt viel am Dialog und am persönlichen Gespräch.
Der Präsident der Katholischen Aktion der Diözese St. Pölten, Armin Haiderer, bestätigte in "Religion aktuell", dass Bischof Schwarz in den vergangenen Wochen verstärkt das Gespräch suche - auch mit ihm selbst -, um die hochgegangenen Wogen rund um die Diözesanverwaltungsreform zu glätten. Ob diese Gespräche auch etwas bewirken in Hinblick auf eine größere Partizipation von z.B. Ehrenamtlichen oder Laien, bleibe abzuwarten.
Schwarz selbst erklärte zuletzt in einem Interview für die dieswöchige Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" erneut den Grundgedanken der diözesanen Strukturreform. "Wie sind wir als Kirche für die Menschen da und wie müssen wir die Diözesanverwaltung organisieren, dass unsere Dienste hilfreich in der Pastoral sind", sagte der Bischof. Es gebe in verschiedenen Bereichen ein Nebeneinander - "in der Infrastruktur, in der generellen Verwaltung, in unserer täglichen Arbeit", so Schwarz: "Wir haben Verantwortung für die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen und stehen werden. Um in Zukunft wirksam zu bleiben, müssen wir offen schauen, wie gestärkt miteinander gearbeitet werden kann." Die gesamte Verwaltung müsse zukunftsweisend gestaltet werden.
Quelle: kathpress