"Religionsatlas": Vizekanzler Kogler unterstützt Schönborn-Vorschlag
In der Debatte um die umstrittene "Islam-Landkarte" hat Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) mit seiner Sympathie für den Vorschlag von Kardinal Christoph Schönborn für einen "Religionsatlas" aufhorchen lassen: "Wie wäre es mit einem Religionsatlas auf freiwilliger Basis, wie ihn Kardinal Christoph Schönborn vorgeschlagen hat, um auch Wertschätzung auszudrücken - ohne Pauschalierungen und Generalverdacht", sagte Kogler im Interview der "Tiroler Tageszeitung" (12. Juni). Die "Islam-Landkarte" sei "eher kein Erfolg" gewesen - doch man könne schließlich "aus allem noch etwas Gutes machen", so der Grünen-Chef.
Die Probleme rund um die "Islam-Landkarte" seien gewissermaßen hausgemacht gewesen, führte Kogler aus: "Das Problem schafft sich ja die Ministerin (Susanne Raab, Anm.) in der Regel selbst, weil die allermeisten Leute die Dinge anders sehen als sie und gut und in Ruhe zusammenleben wollen." Gewiss, wo es Probleme mit religiös motiviertem Extremismus gebe, müsse man "mit dem Sicherheitsapparat hineinfahren", so Kogler. Ihm persönlich gehe es insgesamt jedoch "um einen Umgang auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt". Es gebe ein "gutes Einvernehmen" zwischen den Grünen und den Religionsgemeinschaften - derzeit sei man dabei, runde Tische zu organisieren, "gerade auch mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft".
Kardinal Schönborn hatte Anfang Juni in seiner Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" einen "ehrlichen, transparenten Dialog zwischen Politik und Religionen" eingemahnt und einen Atlas aller anerkannten Kirchen und Religionen in Österreich vorgeschlagen. Gleichzeitig hatte der Wiener Erzbischof davor gewarnt, nur eine Religion wie beim Beispiel der "Islam-Landkarte" herauszupicken: "Ich halte es für gefährlich, wenn der Eindruck entsteht, eine der Religionsgemeinschaften wird unter Generalverdacht gestellt. Das ist wohl auch nicht die Absicht der Politik."
Als "Ausweg aus der verfahrenen Situation" hatte Schönborn abschließend formuliert: "Ich wünsche mir einen ehrlichen, transparenten Dialog zwischen Politik und Religionen in unserem Land. Es geht um unsere gemeinsame Zukunft."
Quelle: kathpress