Scheuer bei Priesterweihe: Gottesfrage wichtiger als Kirchenkrise
Für einen Priester aus dem Zisterzienserorden soll die Frage nach Gott im Mittelpunkt des Nachdenkens stehen. Das hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer am Sonntag bei der Priesterweihe von P. Stephan (Daniel) Eberhardt aus dem Zisterzienserstift Schlierbach betont. Die Gottsuche sei in der benediktinischen Tradition stärker als die eigenen Krisen und Probleme, "die Gottesfrage ist wichtiger als die Kirchenfrage und Kirchenkrise", hielt Scheuer am Hochfest des heiligen Benedikt von Nursia (um 480-547) fest, in dessen Tradition auch der Zisterzienserorden steht. So sei in der Liturgie Gott selbst das Subjekt, nicht die Gemeinde und "auch nicht der Priester, der sich selbst zelebriert oder inszeniert". Scheuer: "Wir verdanken der benediktinischen Tradition diese gute Ordnung des Lebens."
Nicht Enthusiasmus oder "starke äußere Begeisterung" würden diese Tradition prägen, sondern die Kontinuität und die Nachhaltigkeit des Lebens und Betens. Der Bischof erinnerte in seiner Predigt in der Stiftskirche von Schlierbach an einen Abt, der vom "Charisma der Unaufgeregtheit" gesprochen habe: "Bei allen Schwierigkeiten, bei allen Krisen und auch Abstürzen wird gebetet, wird der Tag geheiligt, wird Gott gelobt", erklärte Scheuer.
Für den Hl. Benedikt sei es wichtig gewesen, dass jeder seine eigenen Bedürfnisse klärt und sich eingestellt, was er braucht und nicht braucht. Das helfe, die Bedürfnisse anderer zu respektieren. Auch für das Essen und Fasten gelte laut der Ordensregel: "Wer weniger braucht, danke Gott und sei nicht traurig. Wer mehr braucht, werde demütig wegen seiner Schwäche und nicht überheblich wegen der ihm erwiesenen Barmherzigkeit. So werden alle Glieder der Gemeinschaft im Frieden sein." Das erachtet Bischof Scheuer - wie er sagte - auch für die Kommunikation und Gemeinschaft der Jetztzeit als eine gute Schule - etwa in Bezug auf die Frage: Wie gehen die Alten mit den Jungen um?
Benedikt könne einen auch "in die Schule des Gehorsams nehmen", nach seiner Regel ist Gehorsam "die Haltung derer, denen die Liebe zu Christus über alles geht." Gehorsam sei demnach "alles andere als ein Korsett, als Drill, als Unmündigkeit", sondern eingebunden in ein vielschichtiges Beziehungsgefüge mit Gott und dem Evangelium als primäre Bezugspunkte. Gehorsam nannte Scheuer als die Bereitschaft zur ständigen Bekehrung; letztlich stehe er auch für "jene Haltung, die in Demut allen untertan sein will".
Dem Konvent des 1355 ursprünglich als Nonnenkloster gegründeten Stiftes Schlierbach gehören derzeit 24 Zisterzienser an mit Abt Nikolaus Thielan der Spitze. Neupriester Pater Stephan Daniel Eberhardt stammt aus Gera (Deutschland), seine Profess wurde im September 2012 gefeiert, die Diakonweihe folgte am 28. April 2019. Sein Pastoraljahr absolvierte Eberhardt 2020/21 in Thalheim bei Wels.
Priesterweihe auch im Stift Lambach
Auch in einem weiteren oberösterreichischen Stift, in Lambach, gab es am Festtag des heiligen Benedikt eine Priesterweihe: Dominicus Meier, Weihbischof in Paderborn (Deutschland) und emeritierter Abt der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede, weihte seinen Landsmann P. Severin Großerohde, der zuletzt die Behinderten-Werkstätten St. Pius der Caritas in Peuerbach leitete.
Weihbischof Meier zeigte in seiner Predigt im Vergleich mit einem kunstvollen Bilderrahmen den Rahmen auf, den Gott schenkt, wenn er beruft. Gleich einem Maler seien Christinnen und Christen berufen, das Bild im Rahmen sichtbar zu machen. Das Leben als Mönch nach der Benedikt-Regel sei für P. Severin der Rahmen, in den er sein Leben und seine Fähigkeiten eingebracht habe, so der Weihbischof. Mit der Priesterweihe schenke ihm die Kirche einen Rahmen, in dem er Christus sichtbar machen darf: durch sein eigenes Leben, mit dem er auf Christus hinweise, und in der Seelsorge, wenn er den Menschen Christus verkünde.
Großerohde (Taufname Bruno) wurde 1963 in Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) geboren. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann studierte er Sozialpädagogik in Paderborn, kam nach Österreich und arbeitete in verschiedenen Berufsfeldern der Sozialarbeit. Den Benediktinern in Lambach - der Konvent umfasst derzeit elf Ordensleute - schloss er sich 2010 an. Die Profess feierte Großerohde im August 2014, 2019 wurde P. Severin vom Linzer Altbischof Maximilian Aichern - er war auch Mitfeiernder der Priesterweihe am Sonntag - zum Diakon geweiht. Bis Februar 2021 absolvierte er ein Theologiestudium in Salzburg und Haifa (Israel). "Bis heute ist P. Severin den beeinträchtigten Menschen in St. Pius verbunden", teilte die Diözese Linz in einer Aussendung mit. Als Seelsorger für diese Menschen werde er künftig als Angebot des Stiftes Lambach tätig sein.
(Infos: www.stift-schlierbach.at bzw. www.stift-lambach.at)
Quelle: kathpress