"Dom Museum Wien" soll Brücke im Herzen von Wien sein
Das "Dom Museum Wien" soll eine Brücke im Herzen von Wien sein und "Menschen unterschiedlicher Religionen und Biografien und aus verschiedenen Kulturkreisen miteinander ins Gespräch bringen". Diesen Anspruch setzt Direktorin Johanna Schwanberg bei den bisherigen Ausstellungen erfolgreich um, wie auch die Auszeichnung mit dem österreichischen Museumspreis 2020 zeigte. "Wir suchen Themen, die einerseits gegenwärtig Brisanz haben und gleichermaßen in der Geschichte der Sakralkunst wichtig sind", erläuterte Schwanberg im Interview der Kooperationsredaktion der österreichischen Kirchenzeitungen. Noch bis 3. Oktober läuft die Umweltausstellung "Fragile Schöpfung", ab 4. November ist Arm und Reich das Thema der nächsten Schau über ökonomische Ungleichheiten.
Gezeigt werden jeweils Kunstwerke aus ganz unterschiedlichen Epochen - vom frühen Mittelalter bis zur jüngst entstandenen Gegenwartskunst und unter Nutzung verschiedener Genres wie Malerei, Grafik, Video, Skulptur oder Textil, erklärte die Museumsleiterin. Altes und Neues werde dabei in "spannungsreichen Gegenüberstellungen" platziert. Im Fall der aktuellen Ausstellung über die Vielfalt der menschlichen Beziehungen zur Natur ist etwa das Renaissance-Bild einer Madonna mit Jesuskind zu sehen, davor ein Retro-Kinderwagen des amerikanischen Gegenwartskünstlers Mark Dion, aus dem echte Pflanzen wachsen. "Durch diese Konfrontation entstehen automatisch Bezüge zu Krippe und zum Umgang mit Menschen und Pflanzen", so Schwanberg.
Angesprochen würden durch dieses Konzept oft ganz unterschiedliche Zielgruppen: Manche kämen wegen einer Madonna und seien "dann plötzlich fasziniert von einem Gegenwartsvideo über einen syrischen Flüchtlingsbuben". Andere, "die vielleicht nie in ein Dommuseum gehen würden", hätten nur wegen der Kinderwagen-Installation von Dion den Weg ins Museum am Stephansplatz gefunden. "Und plötzlich sind sie nicht nur davon beeindruckt, sondern auch durch den Anblick einer Pietà extrem berührt."
Das freue sie ungemein, sagte Schwanberg, "denn es ist genau das, was ich machen will: Leute aus ihrem Schubladendenken herausholen und ihnen die Augen öffnen für andere Bereiche."
Kunstschätze aus allen Epochen
Auch bei der Frage nach ihren Favoriten unter den Kunstschätzen des Dommuseums zeigt sich die Breite der künstlerischen Vorlieben der Kunsthistorikerin: Sie liebe besonders die Grabhülle Rudolphs des Stifters, ein orientalischer Gold-Seide-Stoff mit arabischer Schrift aus dem Iran/Irak des beginnenden 14. Jahrhunderts, der spannende Fragen nach dem Kulturtransfer aufwerfe. Oder eine androgyne Skulptur der Maria Magdalena aus dem 17. Jahrhundert, die ein starkes Frauenbild zeige, das sich nicht in stereotype Geschlechterklischees stecken lässt. Aber auch Arbeiten der Moderne wie eine Msgr. Otto Mauer gewidmete Engels-Zeichnung von Maria Lassnig liege ihr am Herzen, so Schwanberg: "Sie wirft mit nur wenigen Strichen ein ganz modernes Engelsbild auf."
An ihrem Beruf schätze sie besonders, "dass ich im Dom Museum Wien mit Künstlerinnen und Künstlern als auch mit den Kunstwerken arbeiten kann", so Schwanberg: "Da es sich um ein kleines Museum handelt, bin ich in alle Bereiche eingebunden. Die Auseinandersetzung mit Kunst fasziniert mich seit meiner Kindheit." (Infos: www.dommuseum.at)
Quelle: kathpress