Familienverband: Eltern wollen Familienzeit neben Erwerbsarbeit
Der größere Teil der Teilzeitbeschäftigten arbeitet nicht aus Betreuungsgründen Teilzeit. Hauptgründe für die Teilzeitbeschäftigung sind neben der Kinderbetreuung vor allem der Wunsch nach Zeit und Work-Life-Balance. Das geht aus einer neuen Studie des Marktforschungsinstituts Integral hervor, die der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) in Auftrag gegeben hat. Nur 43 Prozent der Teilzeitbeschäftigten leben demnach mit Kindern unter 14 Jahren im Haushalt. Davon geben 74 Prozent als Grund für die reduzierte Arbeitszeit an, selbst Zeit für die Kinder haben zu wollen. "Das Allheilmittel ist nicht der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze", so Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes, am Mittwoch bei der Präsentation der Studie in Wien.
Die repräsentative Befragung zu Teilzeit und Vereinbarkeit entkräftige das Vorurteil, Eltern würden überwiegend aufgrund mangelnder Kinderbetreuungsangebote Teilzeit arbeiten. Es brauche jedenfalls eine bessere Bewertung der Erziehungszeiten für die Pension.
Ein Viertel der befragten Berufstätigen (26 Prozent) arbeitet Teilzeit oder ist geringfügig beschäftigt, im Schnitt mit 20 Wochenstunden. Von diesen Teilzeitbeschäftigten wünscht sich lediglich ein Fünftel eine Stundenaufstockung. "Das ist insofern überraschend, da immer wieder suggeriert wird, dass Teilzeit vielfach ungewollt ist", sagte Barbara Fruhwürth, Sprecherin für Vereinbarkeit, Familie und Beruf des Katholischen Familienverbandes. Sie wies darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit - knapp 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten - keine Stundenaufstockung wünscht.
Teilzeit nicht infrage stellen
Teilzeit sei jedenfalls oftmals gewollt, auch außerhalb der Familien mit Kindern bis 14 Jahren. Es sei Sache der Familien, zu entscheiden, wie sie die Lebenszeit verbringen wollen, meinte Trendl. Aufgabe der Politik sei es, sie dabei zu unterstützen, ihnen jedoch keine Vorschriften zu machen. "Wir wollen, dass Teilzeit, insbesondere für Eltern mit Erziehungspflichten, nicht infrage gestellt wird. Das ist aus vielen Gründen nicht das, was die Menschen wollen und auch nicht, was sinnvoll ist, weil es auch andere Formen der Arbeit gibt neben der Erwerbstätigkeit, zum Beispiel Kinderbetreuung, Betreuung der Älteren und ehrenamtliches Engagement."
In der zwischen Mitte Juni und Mitte Juli durchgeführten Online-Umfrage mit etwa 1.500 Teilnehmenden von 16 bis 69 Jahren über Ausmaß und Motivation zur Teilzeitarbeit stechen weitere Gründe heraus. Die Kinderbetreuung durch Eltern ist mehr als der Hälfte ein Anliegen. In etwa die Hälfte sieht in der Teilzeitarbeit eine Ergänzung bzw. eine Art Ausgleich zur anstrengenden Familienarbeit. Lediglich ein Viertel ist hingegen der Meinung, es sei kein flexibles bzw. qualitativ gutes Betreuungsangebot vorhanden, oder die Angebote seien zu teuer.
Pensionsfalle Teilzeit entschärfen
Trendl meinte, Eltern sollen weiterhin die Wahlfreiheit haben. Wo es Lücken gibt, habe der Staat die Pflicht, diese auszugleichen. Das könne etwa durch bessere Bewertung der Erziehungszeiten für die Pension geschehen. "Es ist ein großer Dienst der Eltern an der Gesellschaft, wenn sie Kinder in Liebe und Verantwortung aufziehen", sagte er. Derzeit werden pro Kind vier Jahre Pensionszeiten angerechnet, "aber eben nicht mit dem normalen Medianeinkommen, sondern nur mit dem absichtlich niedrigeren Frauen-Medianeinkommen. Das gehört ergänzt auf das normale Medianeinkommen, und auch Teilzeitphasen gehören nach dem vierten Lebensjahr zumindest teilweise in der Pensionsanrechnung abgebildet."
Einen Widerspruch in der derzeitigen Politik ortete Trendl dort, wo verschiedene andere Formen von Teilzeit, etwa die Altersteilzeit, vom Staat gefördert werden, aber Kindererziehung bei der Pensionsanrechnung zu wenig berücksichtigt werde. Das dürfe nicht zulasten der Familien gehen.
(Infos zur Studie: www.familie.at)
Quelle: kathpress