Salesianer machen auf Not inhaftierter Jugendlicher aufmerksam
Mehr als 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche werden weltweit in Gefängnissen oder Heimen festgehalten, und viele davon leiden unter Missbrauch, Gewalt oder Vernachlässigung. Auf diese Zahl hat das Hilfswerk "Don Bosco Mission Austria" in einer Aussendung aufmerksam gemacht. Anlass dazu gab eine Wiener Filmvorführung der Doku "Libertad" von Raul de la Fuente, die Einblicke in den gefährlichen Alltag minderjähriger Inhaftierter im Pademba-Gefängnis in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, gab. Das Gefängnis wurde 1914 für 300 Gefangene gebaut und beherbergt aktuell mehr als 2.000 Personen.
Bei der Filmschau im Wiener Don-Bosco-Haus (Donnerstag) stellten sich Salesianerpater Jorge M. Crisafulli, Direktor von Don Bosco Fambul in Freetown, Chernor Bah, Mitarbeiter bei Don Bosco Fambul, Alberto Herrero Lopez, Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Misiones Salesianas in Madrid, und der Allgemeinmediziner Henning Reuter Fragen aus dem Publikum.
Chernor Bah, der als sechsjähriges Waisenkind auf den Straßen von Freetown landete und mehrere Jahre in verschiedenen Gefängnissen in Sierra Leone inhaftiert war, sprach über seine schmerzhaften Erfahrungen als minderjähriger Inhaftierter und seine Reintegration in die Gesellschaft mit Hilfe von Don Bosco Fambul. Heute betreut Bah dort als Mitarbeiter der Salesianerorganisation jugendliche Gefangene.
Missbrauch und Gewalt
"Viele der Jugendlichen im Pademba-Gefängnis sind unschuldig und gerade Straßenkinder werden oft wegen Bagatelldelikten eingesperrt", erklärte Pater Crisafulli. "Sie erhalten keinen Rechtsbeistand, oft weiß niemand, wo sie sind, und, schlimmer noch, sie teilen sich Zellen mit Erwachsenen, denen Gewaltverbrechen oder sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden." Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung seien ebenso Probleme wie der Mangel an Sonnenlicht, Privatsphäre, angemessener Gesundheitsversorgung und Bildungsmöglichkeiten. Aufgrund der hygienischen Zustände komme es zu Krankheiten und Todesfällen.
Don Bosco Fambul ist zurzeit die einzige Organisation, die im Gefängnis von Pademba tätig ist. Mit einem Anwaltsteam berät Crisafulli die jugendlichen Inhaftierten. Sozialarbeiter bieten ihnen psychologische und medizinische Hilfe an, versorgen sie mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Bildungsmöglichkeiten für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach der Haftentlassung. "Wenn ich ihre innere Freude und ihr Lächeln im Gesicht sehe, wenn sie aus dem Gefängnis kommen, dann bin ich zutiefst glücklich", sagte Crisafulli abschließend.
"Unschuld hinter Gittern"
Mit der Filmpräsentation des Films starteten die Salesianer Don Boscos auch die Kampagne "Unschuld hinter Gittern". In vielen Ländern Afrikas, Südamerikas und Asiens begleiten und betreuen die Salesianer Don Boscos minderjährige Gefangene. Das Pademba-Gefängnis ist ein Beispiel für die Arbeit der Salesianer mit Kindern und Jugendlichen in anderen Gefängnissen auf der ganzen Welt.
Don Bosco Fambul, das in der Landessprache Krio "Familie" bedeutet, wurde 1994 während des Bürgerkrieges in Sierra Leone gegründet, das ursprüngliche Ziel war die Rehabilitation von Kindersoldaten. Heute ist die Einrichtung neben der Unterstützung der "vergessenen" Jugendlichen im Pademba-Gefängnis vor allem eine Anlaufstelle für Straßenkinder zur medizinischen Versorgung, für Hygieneschulungen und zahlreiche Spiel- und Bildungsangebote. Eine Telefon-Hotline für Kinder wurde eingerichtet. Im Mädchenschutzprogramm "Girls Shelter" erhalten Kinderprostituierte Schutz und Unterstützung.
Die Don Bosco Mission Austria unterstützt die Arbeit der Salesianer Don Boscos in Sierra Leone. Sie ist ein Teil der katholischen Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos in Österreich. Der Verein unterstützt Salesianer-Hilfsprojekte weltweit.
Quelle: kathpress