Experten für mehr interreligiöse Kooperation im Religionsunterricht
Die Zeit ist reif für eine Ausweitung der interreligiösen Kooperation im Religionsunterricht. Das war der Tenor bei einem Symposium der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems, das am vergangenen Wochenende (15./16. Oktober) in Wien stattgefunden hat. "Nach 20 Jahren Erfahrungen mit konfessionell-kooperativem Religionsunterricht kann Bilanz gezogen werden: Das Modell kommt bei Schülerinnen und Schülern wie auch Eltern gleichermaßen gut an", zeigte sich Thomas Krobath, Vizerektor der KPH Wien/Krems, in einer Aussendung am Donnerstag überzeugt.
Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht bezeichnet die Unterrichtsform, bei der Kinder unterschiedlicher christlicher Konfessionen gemeinsam unterrichtet werden. Nun wäre es der "überfällige nächster Schritt" im schulischen Religionsunterricht auch interreligiöse Kooperationen, also eine Zusammenarbeit der verschiedenen Religionsgemeinschaften und -gesellschaften, anzustreben, waren sich die internationalen Expertinnen und Experten laut Bilanz der Tagung weitgehend einig.
Im Rahmen des Symposiums "Miteinander?! - Religionsunterricht in Kooperation" sprachen sich die Teilnehmer entsprechend für eine Ausweitung des kooperativen Religionsunterrichts aus. "Die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts ist ohne Kooperation kaum vorstellbar", sagte KPH-Vizerektor Krobath. Durch Begleitforschung sei zudem erwiesen, dass diese Form des Religionsunterrichts sehr viele Lernchancen biete.
"Dynamik und Mut im Religionsunterricht"
Für die Leiterin des Erzbischöflichen Amtes für Schule und Bildung, Andrea Pinz, sind Bedeutung und Wert des konfessionellen Religionsunterrichts für die Entwicklung junger Menschen in einer solidarischen Gesellschaft unumstritten: "Die entscheidende Frage ist, welche Organisationsformen es braucht, damit Religionsunterricht auch in Zukunft in der Schule wirksam bleibt und Schule aktiv mitgestaltet", so die Schulamtsleiterin. Sie wünscht sich "mehr Dynamik und mehr Mut im konzeptionellen Denken, ein kontinuierliches Zusammenschauen von Forschung und Praxis sowie förderliche schulrechtliche Rahmenbedingungen".
Den besonderen Stellenwert der Kooperation im Religionsunterricht als "Beitrag für eine religionssensible und pluralitätsoffene Schule", betonte auch der "Bildungs-Oberkirchenrat" der Evangelischen Kirche A.B. Karl Schiefermair. Als Voraussetzungen für die erfolgreiche Kooperation im Religionsunterricht nannte Schiefermair die Behandlung praktischer Fragen an den Schulstandorten. Die Verwendung von kooperativen Modellen als "Sparversion" eines regulären Religionsunterrichts müsse zudem vermieden werden.
Weitere Teilnehmer des Symposiums waren unter anderem Carla Amina Baghajati (Schulamt der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich), Cansu Duran (Schulamt der Aleviten), Andrea Lehner-Hartmann (Uni Wien), Ioan Moga (orthodoxe Theologie), Friedrich Schweitzer (Uni Tübingen) und Zekirija Sejdini (Uni Innsbruck).
Quelle: kathpress