Scheuer: Religionsunterricht ist Gegenprogramm zu Nützlichkeitsdenken
Der Religionsunterricht bildet nach den Worten von Bischof Manfred Scheuer einen bewussten Gegensatz zu jenen Fächern, bei denen der Nutzen für die Einzelperson, die Gesellschaft und den Wirtschaftsstandort eines Landes im Vordergrund steht. "Glaube funktioniert nicht nach der Logik der Leistungserbringung", betonte der Diözesanbischof am Sonntag im Linzer Mariendom, wo er angehenden Religionslehrerinnen und -lehrern die offizielle kirchliche Beauftragung ("Missio canonica") überreichte.
Der Glaubensbereich berühre wesentliche Erfahrungen des Menschen, sagte Scheuer. Etwa, dass das Leben Grenzen habe, dass Lebenserfolg nicht machbar und Glück ein Geschenk sei, dass der eigene Wert über allen Leistungsansprüchen steht - und auch die Beziehung zu Gott, die hinter all dem wahrgenommen werden könne. Da solche Erfahrungen in "zweckrationalen" Institutionen meist ausgeblendet würden, sei religiöses Lernen ein "notwendiges Gegenprogramm" und eine wichtige Ergänzung, betonte der Bischof.
Ein großer Nutzen werde dem Fach Religion trotz dieser "Nutzlosigkeit" von Eltern wie auch Arbeitgebern dennoch zugesprochen, betonte Scheuer - und zwar vor allem mit dem Blick auf Ethik und Werte. Auch in Berufskontexten sei heute Kompetenz im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Konfession wichtig, zudem sei das Thematisieren von "Glaubens- und Wahrheitsfragen" von hoher Bedeutung. Dabei gehe es nicht primär um Wissenserwerb oder Deutungsfähigkeit, sondern darum, "ob Überzeugungen sich für die eigene Person als plausibel und tragfähig erweisen".
Bestätigt sah Scheuer dies in den Worten einer jungen Religionslehrerin aus Steyr, die ihren Beruf in einem Imagevideo der Diözese Linz als "Fach, in das das ganze Leben hineinpasst" beschrieben hatte. Der Mensch als Person stehe im Zentrum des Religionsunterrichts, dessen Ziel es sei, dass die Kinder "mit viel Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und vielen Fragen hinausgehen", zitierte der Bischof die Religionspädagogin Bernadette Schnelzer. Der Religionsunterricht vermittle auch, dass es mehr als das Sichtbare, das Leid und die Probleme gebe - "es liegt nicht alles in deiner Hand". Von der Liebe und Anwesenheit Gottes solle eine "Ahnung" vermittelt werden.
Das christliche Menschenbild, welches der Religionsunterricht vermitteln wolle, liefere "Bestärkung ohne Verstärkung von Defiziten. Vor den Vorhang holen ohne Bloßstellung. Wertebildung ohne Aburteilung", formulierte Scheuer. Grundlegend dafür sei der "Glaube, dass Gott den Menschen als sein Abbild erschaffen hat". Dabei genieße jeder Mensch und jedes Kind "unbedingte Würde".
Quelle: kathpress