Scheuer: Menschenhandel ist eine Schande für die Menschheit
Zum unbedingten Einsatz gegen jede Form von Menschenhandel hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer aufgerufen. Menschenhandel sei eine Schande für die Menschheit, so der Bischof in seinem Grußwort am Donnerstagabend bei der Eröffnung des 5. Internationalen Menschenrechte-Symposiums in der oberösterreichischen Gemeinde St. Georgen/Gusen. Das mehrtägige Symposion in St. Georgen, Gusen und Mauthausen hat sich heuer dem Einsatz gegen Sklaverei und Menschenhandel verschrieben.
Auch heute noch gebe es vielfach Formen von missbräuchlichen und ausbeuterischen Abhängigkeitsverhältnissen, so Bischof Scheuer:
Darunter fallen zahlreiche Frauen und Mädchen, die als Prostituierte sexuell ausgebeutet werden. Die Würde des Menschen werde hier durch Fremdbestimmung, Machtmissbrauch und Erniedrigung massiv infrage gestellt.
Dem Menschenhandel liege ein Verständnis vom Menschen zugrunde, "das die Möglichkeit zulässt, ihn wie einen Gegenstand zu behandeln", zitierte Scheuer Papst Franziskus. Der Mensch werde mit Gewalt, List oder Zwang seiner Freiheit beraubt, kommerzialisiert und zum Eigentum eines anderen herabgemindert.
Scheuer: "Die Kirche muss sich permanent als Anwältin für Menschenwürde einbringen: Es geht um politische und rechtliche Arbeit, es geht um Fragen der wirtschaftlichen Gerechtigkeit. Es geht aber auch um Bewusstseinsbildung auf vielen Ebenen." Und, so der Bischof weiter: "Es geht um menschliche Beziehungen mit jenen, deren Würde getreten wird, von der Kontaktaufnahme durch heißen Tee in der kalten Jahreszeit auf dem Straßenstrich, über die Bereitstellung von Wohnungen für Ausstiegswillige bis hin zur finanziellen, existenziellen und therapeutischen Begleitung." Scheuer würdigte in diesem Zusammenhang u.a. die Initiative Solwodi der Salvatorianerinnen, die in Oberösterreich von Sr. Maria Schlackl koordiniert wird.
Menschenhandel sei eine moderne Form der Sklaverei. "Durch ihn werden vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche, aber auch Männer zur Ware degradiert, entwürdigt und missbraucht". Der Blick auf die meist verdeckte und umso erschreckendere Realität auch in Österreich mache deutlich: "Menschenhandel ist eine schwerwiegende Verletzung der Menschenrechte, eines der schlimmsten Verbrechen und ein schmutziges Geschäft ungeheurer Größe." Mit einem Volumen von rund 150 bis 200 Milliarden Euro jährlich sei der Handel mit Menschen nach dem Drogenhandel das einträglichste Verbrechen.
Bischöfe thematisieren Menschenhandel
Scheuer erinnerte daran, dass sich die österreichischen Bischöfe bei ihrer Vollversammlung im März 2021 gemeinsam mit Expertinnen und Aktivisten mit den Ursachen von und möglichen Maßnahmen gegen Menschenhandel befassten. Dabei sei deutlich geworden, dass Österreich durch seine geografische Lage ein Transit- und Zielland für Menschenhandel sei: "Er geschieht vor allem durch sexuelle Ausbeutung von Frauen, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und Kinderhandel. Hauptbetroffene sind Frauen aus Osteuropa, Nigeria und China", so Bischof Scheuer.
Der Kampf dagegen müsse auf vielen Ebenen geführt werden. Das betreffe die damit verbundenen kriminellen Netzwerke genauso wie die persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen Ursachen für den Menschenhandel. Verschiedene Formen der Armut, gefährliche familiäre Verhältnisse, ökologische Desaster oder der Traum von einem besseren Leben drängten Menschen in den Herkunftsländern in die Hände Krimineller. Gleichzeitig würden diese Menschen angezogen, "weil es an ihnen einen Bedarf hier bei uns in ungeliebten Arbeitsfeldern wie beispielsweise im Haushalt, bei der Ernte oder auch am Bau gibt".
Auf gesetzlicher Ebene forderte Scheuer einen starken Schutz der Opfer und hohe Strafen für Menschenhändler. Mehr als bisher sollte sich Österreich an Modellen und Ländern orientieren, die diejenigen kriminalisiert, die aus Prostitution oder anderen Formen sexueller Ausbeutung der Opfer von Menschenhandel Vorteile ziehen. Außerdem braucht es Verschärfungen der Geldwäsche-Normen, damit Geld aus dem Menschenhandel nicht "weiß gewaschen" werden kann - schon gar nicht in Österreich. Neben der Bewusstseinsbildung braucht es konkrete - auch finanzielle - Unterstützung für jene, die sich für die Opfer des Menschenhandels einsetzen.
Das Menschenrechte-Symposion wartet bis 9. November mit einem vielfältigen Programm auf, das von Workshops, Filmvorführungen, Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten, Lesungen und Rundgängen bis zu einer Friedensandacht reicht. Das Symposion wird vom Unterstützungsverein "Bewusstseinsregion Mauthausen - Gusen - St. Georgen" getragen. Zu den Kooperationspartner gehören von kirchlicher Seite u.a. Caritas und Katholische Jugend sowie die Pfarren St. Georgen/Gusen und Mauthausen.
Quelle: kathpress