Klimaschutz-Aktivist zu COP26: Um jedes Zehntelgrad kämpfen
Jede weitere Erderwärmung, die über das Pariser Klimaschutzabkommen von maximal plus 1,5 Grad hinausgeht, birgt das "Risiko, dass das Klima komplett kippt und eine fatale Kettenreaktion in Gang gesetzt wird". Davor hat Bjarne Kirchmair, Sprecher von "Fridays for Future" in Oberösterreich, in der Linzer "KirchenZeitung" (10. November) gewarnt. Die 1,5-Grad-Marke sei mittlerweile nur mehr sehr schwierig zu erreichen, "aber vielleicht schaffen wir 1,7 Grad", hofft Kirchmair mit Blick auf den Klimagipfel COP26 in Glasgow. "Wir müssen für jedes Zehntelgrad kämpfen, weil es einen Riesenunterschied ausmacht."
Die Bedrohung der Erde werde mit jedem Zehntelgrad größer, hielt der Betriebswirtschaftsstudent fest und zog einen drastischen Vergleich: "Wer würde schon sagen, dass er in einen Flieger steigt, der mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit abstürzt? Aber genauso ist es mit der Einhaltung der Klimaziele."
Vom bisherigen Verlauf der COP26 zeigte sich der Aktivist genauso wie auch die "Fridays for Future"-Initiatorin Greta Thunberg enttäuscht: Deren Kritik, die UN-Klimakonferenzen böten nur leeres Blabla, treffe leider zu. Das jetzt in Glasgow groß präsentierte Wälderschutzabkommen sei bereits 2014 versprochen worden. Das würden die in Schottland versammelten Politiker aufgreifen, "weil sie die benötigten großen Erfolge nicht vorzeigen können", sagte Kirchmair.
"Fördern unsere eigene Auslöschung"
Auch in Österreich würden Lippenbekenntnisse ambitioniertes Gegensteuern ersetzen - erkennbar daran, dass sich hierzulande der CO2-Ausstoß in den letzten Jahrzehnten nicht verringerte, sondern weiter anstieg. Klimaschädliches Verhalten werde weiterhin begünstigt; so würden zum Beispiel dem Schienenverkehr mehr Steuern auferlegt als dem Flugverkehr. Hier müsse es mehr Kostenwahrheit geben, unter Einberechnung der Schäden durch CO2-Emissionen.
Mit der Förderung fossiler Energie, wie es beim Dieselprivileg der Fall ist, "fördern wir unsere eigene Auslöschung", warnte der Klimaschutz-Aktivist. Es gebe neben dem Umweltaspekt auch wirtschaftlich und sozial keinen Grund, diese Subventionen weiterzuführen. Dass Arbeitsplätze verloren gehen würden, wenn keine Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden, bewertete Kirchmair als "ein beliebtes Totschlagargument". Die Wirtschaft entwickle sich schon seit Jahrhunderten ständig weiter, viele Berufe seien im Zuge der Industrialisierung überflüssig geworden, dafür neue entstanden. "Es werden statt der Jobs im fossilen Sektor neue Jobs im grünen Sektor entstehen", betonte der "Fridays for Future"-Experte.
Bjarne Kirchmair wird bei den Zeller Schlossgesprächen am 19. und 20. November ab 19.30 Uhr gemeinsam mit Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, Sozialethiker Markus Schlagnitweit und Christian Dörfel, dem Klubobmann der ÖVP im OÖ Landtag über das Thema "Der Erde und dem Menschen gerecht" diskutieren. Veranstalter sind u.a. das Bildungsschloss Zell an der Pram, die Caritas und das Katholische Bildungswerk; die Linzer Kirchenzeitung ist Kooperationspartnerin. (Programm: www.schloss-zell.at)
Quelle: kathpress