Bischof Scheuer besuchte Covid-Station in Braunau
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat am Mittwoch und Donnerstag die Covid-Stadtion im Krankenhaus St. Josef in Braunau besucht. Das hat die Diözese Linz in einer Aussendung am Freitag mitgeteilt. Der Bischof informierte sich über die herausfordernde Situation und spendete die Krankensalbung.
Im Blick auf die dramatische Corona-Situation im ganzen Land betonte Bischof Scheuer in der Aussendung wörtlich: "Ich möchte meine Verbundenheit mit allen Erkrankten zum Ausdruck bringen. Darüber hinaus sage ich allen, deren Engagement in diesen Tagen ganz besonders gefordert ist - Menschen in Gesundheitsberufen, in der Pflege, Wissenschaftlern, politischen Verantwortungsträgern, die am Finden von konstruktiven Lösungen orientiert sind - meinen großen Dank, meine Wertschätzung und meine Solidarität zu."
Die gegenwärtige gesellschaftliche Lage in Österreich sei prekär und gefährlich, nicht nur in epidemischer Hinsicht, warnte der Bischof: "Die Gräben zwischen polarisierten Lagern vertiefen sich zusehends, und das auch in Familien oder in der Kirche. Gerade jetzt braucht es Zusammenhalt und Solidarität und die Bereitschaft, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen." In dieser Krisensituation stehe die Nächstenliebe aller Menschen auf dem Prüfstand. "Jetzt schließt das auch Verzicht ein um des Lebens und der Gesundheit willen", so der Bischof.
Scheuer rief zum Gebet auf, "mit den Kranken und für die Erkrankten, für alle, die in diesen Tagen an ihre Grenzen kommen, erschöpft und ausgelaugt sind. Das Gebet öffnet unseren Blick für die Leiden und Nöte anderer." Glaube und Gebet stünden nicht gegen Sachlichkeit und wissenschaftliche Rationalität, "sondern öffnen unser Herz für ethisches Verantwortungsbewusstsein und auf Hoffnung mit anderen und für andere hin".
Ökumenische Gedenkandacht
Der Besuch im Krankenhaus St. Josef in Braunau hätte ursprünglich im Rahmen der Dekanatsvisitation stattfinden sollen, die jedoch coronabedingt auf Frühjahr 2022 verschoben wurde. Bischof Manfred Scheuer war es aber ein Anliegen, den Termin im Krankenhaus abzuhalten und sich vor Ort über die Situation der Patienten und des Krankenhauspersonals zu informieren.
Bei den seelsorgerlichen Gesprächen mit Patienten und deren Angehörigen und bei Begegnungen mit dem medizinischen Personal sei ihm die Dramatik der gegenwärtigen Situation in der Pandemie ganz klar vor Augen geführt worden, hieß es in der Aussendung. Auch die Krankenhausseelsorge vor Ort sei in dieser für alle extrem belastenden Situation gefordert, Unterstützungsmöglichkeiten - auch auf spiritueller Ebene - anzubieten. Gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Jan Lange und den Krankenhausseelsorgerinnen feierte der Bischof eine ökumenische Gedenkandacht für die seit 1. Jänner 2020 Verstorbenen, die aus der Krankenhauskapelle übertragen wurde. Ein besonders berührender Moment für den Bischof: Auf der Covid-Station spendete er einer sterbenden Patientin die Krankensalbung und überreichte ihr und ihrem Mann für besonderes kirchliches Engagement die Severin-Medaille.
Martin Angermeier, Leiter der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Krankenhaus St. Josef, appellierte im Rahmen des Bischofsbesuchs an die politischen Entscheidungsträger, mehr Anreize für die Ausbildung von Pflegepersonal zu setzen, um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken; außerdem bat er die Kirche als Trägerin von Ausbildungsstätten um verstärktes Engagement. Einhelliger Tenor aller Verantwortlichen im Krankenhaus: Die Versorgungslage und die Situation für das Personal werde sich in dieser vierten Coronawelle noch wesentlich zuspitzen.
Quelle: kathpress