Pock: Rückgang ritueller Lebensbegleitung dramatischer als Austritte
Mit Sorge hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock die aktuellen Kirchenstatistik-Daten und vor allem die gleichzeitig veröffentlichten Pastoraldaten, also die Daten zu Seelsorge und Sakramenten bzw. Diensten, kommentiert. Tatsächlich würden die nackten Zahlen sehr wenig darüber aussagen, "was an konkreter seelsorglicher Arbeit geschieht". Man dürfe zwar die Zahlen nicht kleinreden und müsse auch mögliche Gründe - sein sie demografischer Art, seien sie durch die Missbrauchskrise oder veränderte persönliche Einstellungen bedingt - untersuchen; folgenschwer werde sich künftig indes das Auseinanderklaffen von rückläufigen Angeboten zur Lebensbegleitung und einer zugleich steigenden Nachfrage auswirken, zeigte sich Pock in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress überzeugt.
Der "massive Rückgang bei den Sakramentenspendungen" sei "sicherlich pandemiebedingt"; es stehe jedoch zu befürchten, dass viele der verschobenen Taufen und Trauungen letztlich dann doch nicht mehr nachgeholt werden. Dabei zeige etwa die hohe Zahl kirchlicher Begräbnisse, dass es ein hohes Vertrauen in die kirchlichen Dienste in den sensiblen Phasen der Lebenswenden, am Lebensanfang und -Ende gebe. Pock: "Ich sehe daher den Ausfall von vielen rituellen Begleitungen der Menschen in den vergangenen Jahren im Umfeld von Geburt und Lebenswenden als sehr dramatisch an im Blick auf die Akzeptanz kirchlicher Kompetenz zur Lebensbegleitung in den kommenden Jahren."
Als "sehr erfreulich" bezeichnete der Pastoraltheologe indes die Tatsache, dass in der Statistik auch die hauptamtlichen Laien aufscheinen: "Ihre Zahl hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, mit doppelt so vielen Frauen wie Männern. Dass Laien nun nicht mehr nur unter dem Aspekt der Kirchenmitgliedschaft statistisch aufscheinen, sondern auch in ihren vielfältigen Leitungs- und Seelsorgeaufgaben, verändert auf Dauer auch die Wahrnehmung der Kirche." Eine Fixierung auf die Zahl der Priester in der Seelsorge garantiere schließlich noch keine "lebendige Kirche oder gelingende Seelsorge".
Quelle: kathpress