
Autorin mit Hommage an Pandemie-Helden: "Klatschen reicht nicht"
Im März 2020 standen jeden Tag um 18 Uhr tausende von Menschen auf ihren Balkonen oder am offenen Fenster und klatschen symbolisch für die Personen, die während des Lockdowns die Infrastruktur des Landes am Laufen hielten: Pflegekräfte, Mitarbeiter der Müllabfuhr oder Supermarktangestellte. Zwei Jahre später werden immer mehr Menschen aggressiv, Pflegekräfte sogar attackiert. Die Autorin Luna Al-Mousli porträtiert in ihrem Buch "Klatschen reicht nicht. Systemheld*innen im Porträt" Menschen, die trotz solcher Geschehnisse die Infrastruktur am Laufen halten. Im Religionspodcast "Wer glaubt, wird selig" erzählt sie, warum Klatschen aus ihrer Sicht nicht ausreicht, wie die Gesellschaft nach der Pandemie wieder zueinander finden könnte und welche Rolle die Religion dabei spielen kann.
Es habe sie geärgert, so Al-Mousli über die Beweggründe für ihr Buch, dass bis auf öffentlichen Beifall und Berichte darüber, dass viele dieser Systemheldinnen und -helden ihre psychischen und physischen Grenzen erreicht hätten, nicht passiert sei; "Es kam nichts mehr, keine Veränderungen, keine Gehaltserhöhungen, gar nichts." Die Probleme in den besagten Berufen seien bereits seit vielen Jahren bekannt, aber man habe darüber hinweggesehen. Bei den Menschen, die sie für das Buch interviewte, merke man: "Sie machen ihren Job extrem gerne, mit Liebe und Hingabe. Aber irgendwann kippt das dann, weil sie auch andere Verpflichtungen haben, ihrer Familie und Freunden gegenüber." Die Verantwortlichen müssten sich nachhaltige Konzepte überlegen, um den Menschen diese Berufe weiter schmackhaft zu machen.
Das Buch sei entstanden, weil in ihrer Familie alle Menschen in systemrelevanten Berufen arbeiten würden, so Al-Mousli. Als Beispiel nennt sie unter andere ihre Schwester, die als Kindergartenpädagogin tätig ist. Ihre Mutter ist Sozialarbeiterin, eine ihrer Tanten arbeitet als Lehrerin. "Bei jedem Treffen haben wir mitbekommen, wie über die Jahre die Belastung steigt."
In der Pandemie mit ihren gesellschaftlichen Brüchen nimmt Al-Mousli auch die Religionen in die Pflicht. Diese müsste sich verstärkt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen und bei Fehlentwicklungen auch viel deutlicher sagen: "Nein, so nicht!" Mehr Unterstützung vonseiten der Religionen würde sich die Autorin auch für besonders belastete Berufsgruppen, etwa im Bereich der Pflege oder der Kindergärten wünschen.
Der von der ökumenischen Radioagentur Studio Omega produzierte Religionspodcast "Wer glaubt, ist selig", ist auf der Website der katholischen Kirche in Österreich (www.katholisch.at), auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abrufbar.
Quelle: kathpress