Faber 60: Möchte Reformen in Bezug auf Frauenweihe noch erleben
Toni Faber, seit einem Vierteljahrhundert Dompfarrer von St. Stephan in Wien, hat sich in einem Interview zu seinem 60. Geburtstag für Weichenstellungen in Richtung Weiheämter für Frauen ausgesprochen. Als er vor 40 Jahren zu studieren begann, habe er mit Frauenpriestertum und -diakonat in den nächsten 25 Jahren gerechnet. "Jetzt dauert es länger", sagte Faber der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 17. März). Von Theologinnen und Ordensfrauen gehe derzeit viel Druck aus, Papst Franziskus habe die Tür für den Frauendiakonat, zumindest dessen Prüfung, aufgemacht. "Ich glaube, wir werden es noch erleben", zeigte sich Faber optimistisch. Sollte er mit 65, 70, 75 hier noch etwas Entscheidendes erleben, würde es ihn "sehr freuen".
Es gebe genügend Bedarf an guten Priestern und guten Priesterinnen, an guten Diakonen und Diakonissen, betonte der Wiener Dompfarrer. "Ich glaube, da findet jeder seinen guten Platz." Freilich sei ihm die Haltung fern: "Solange es kein Frauenpriestertum gibt, würde ich nichts mehr arbeiten, und dann trete ich aus." Er arbeite in dieser Kirche, "weil ich sie als meine Mutter liebe", versicherte Faber. Aber in manchen traditionellen Verantwortungsbereichen könnten "Frauen mit ihren fantastischen Talenten und Fähigkeiten noch einmal sehr vieles neu einbringen", woran es Männern oft mangle.
Der runde Geburtstag eines der bekanntesten Priester Österreichs am 18. März war Anlass für ein ausführliches Gespräch im "Sonntag". Themen waren Toni Fabers alles andere als leichte und dennoch schöne Kindheit im Gemeindebau in Wien-Liesing, die erlebte "gescheiterte Familiensituation" und die Pfarre Rodaun als seine "neue Familie". Dort habe er sehr schnell Verantwortung übernommen, als Ministrant, in der Jungschar und Pfarrjugend habe er seine kommunikativen und organisatorischen Begabungen entfalten können. Eine schwere Erkrankung noch als Teenager habe Berufspläne in Richtung Militärakademie, Rechtsanwalt, Schauspieler oder Tierarzt hintangestellt und den Weg zu seiner geistlichen Berufung geebnet, wie Faber erzählte.
Jetzt gehe es ihm gesundheitlich gut. Er habe gerade eine Fastenwoche hinter sich, die ihm guttat - im Sinne von: dem Körper etwas Gutes tun, damit die Seele Freude hat, darin zu wohnen. Er fühle sich deutlich jünger als 60, "vom persönlichen Eindruck war ich erst gestern 50", so Faber. Er schaue dankbar auf die erfüllte Zeit, die er schon am Dom verbrachte. "Es beeindruckt mich tief, dass es schon 25 Jahre sind, seitdem ich hier pastorale Gesamtverantwortung für die Dompfarre und für die Domkirche tragen darf."
Schönborn "hielt mir den Rücken frei"
Faber dankte Kardinal Christoph Schönborn, "dass er mir diese Chance gegeben hat und mich auch gehalten hat." Er habe "manchmal seine Geduld durchaus auch strapaziert", der Wiener Erzbischof habe ihm bei vielen Vorschlägen "den Rücken freigehalten". Umgekehrt habe er als Dompfarrer großartige Dinge, die der Kardinal vorhatte, unterstützen dürfen. Faber erinnerte an den Gottesdienst mit Vergebungsbitte im Dom während der Missbrauchskrise, an die Stadtmission oder die Kunstprojekte am Dom. Alfred Hrdlicka etwa - ein bekennender Kommunist und Atheist habe mit einer Arbeit über Schwester Maria Restituta als Künstler sein letztes Werk für den Dom gemacht; "das war nicht selbstverständlich", so Faber.
Über den Stephansdom habe er anlässlich einer Langen Nacht der Kirchen einmal ein Kompliment von einem mehr als 80-jährigen Mann bekommen: "Wissen Sie, Herr Pfarrer, ich kenne den Stephansdom schon länger als Sie, aber Sie haben daraus ein Wohnzimmer Gottes gemacht." Das habe ihn tief berührt, sagte Faber. Und auch für ihn sei das Wiener Wahrzeichen "ein Wohnzimmer, wo ich mich zu Hause fühle".
Berufen zum Segen
Die vielen Segnungen im Stephansdom waren manchmal Anlass für spitze Bemerkungen. Günter Traxler habe im "Standard" geschrieben: "Wer nicht bei eins, zwei, drei sich in die Baumkronen flüchtet, läuft Gefahr, von Toni Faber gesegnet zu werden", erinnerte Faber. Das habe ihn ebenso gefreut wie belustigt, denn seine Überzeugung sei: "Wir sind berufen, dass wir Segen erlangen, um immer wieder füreinander zum Segen zu werden." Im Himmel werde einmal wohl kaum beanstandet werden, dass er zu viel gesegnet hätte. "Wenn es nur das wäre, wäre ich im grünen Bereich."
"Radio klassik Stephansdom" nimmt den 60er von Dompfarrer Faber zum Anlass für einen Beitrag in der Reihe "Perspektiven" an seinem Geburtstag, Freitag, 18. März, um 17.30 Uhr.
Quelle: kathpress