"Aktion Familienfasttag" macht Welt zu besserem Ort für Frauen
Die Katholische Frauenbewegung (kfbö) setzt sich seit Jahrzehnten für Geschlechtergerechtigkeit ein - in Österreich und auch im globalen Süden. Wie kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl am Donnerstagabend bei einem Benefizsuppenessen in Wien erklärte, soll durch die alljährliche "Aktion Familienfasttag" die "Welt zu einem besseren Ort für Frauen" werden. Die entwicklungspolitische Initiative unterstützt rund 70 Frauenprojekte in Asien, Afrika und Lateinamerika. Unter dem Motto "Füreinander Sorge tragen - Gemeinsam für eine Zukunft miteinander füreinander" macht die kfbö heuer auf unbezahlte Sorgearbeit aufmerksam, die erst recht in Pandemiezeiten oft von Frauen verrichtet wird. Im Mittelpunkt der Kampagne 2022 steht die Frauen- und Nachbarschaftsinitiative AKKMA in Manila/Philippinen.
Das Benefizsuppenessen, das auf Einladung von Bundesminister Johannes Rauch im Sozialministerium stattfand, bildete nach dem "Sammelsonntag" am 13. März einen weiteren Höhepunkt der Hilfsaktion der Katholischen Frauenbewegung in der Fastenzeit. Ritter-Grepl begrüßte rund 60 Gäste im Festsaal, darunter Unterstützerinnen der Aktion wie Bundespräsidentengattin Doris Schmidauer, Ex-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat oder die Wiener Sängerin Birgit Denk. Auf den Ukraine-Krieg nahm die kfbö-Vorsitzende mit kritischen Anmerkungen zur dort verbreiteten Leihmutterschaft Bezug; diese "Kommerzialisierung menschlichen Lebens" schaffe durch die jetzt entfesselte Gewalt noch mehr ethische Probleme als in Friedenszeiten. Das in Österreich geltende Verbot dürfe nicht ausgehöhlt werden, forderte Ritter-Grepl.
Laut Anna Raab, stellvertretende Vorsitzende der kfbö und Verantwortliche für die Aktion Familienfasttag, zeigen die Frauen von AKKMA, wie unter schwierigsten Lebensbedingungen Sorge füreinander gelingen kann. Die Corona-Pandemie und die Klimakrise würden Notwendigkeit unterstreichen, Ressourcen zu teilen, baten Ritter-Grepl und Raab um Solidarität. In den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 entwickelte Spendensammel-Tools wie "Suppe to go" oder die Online-Mitmach-Aktion "Köch:in des Guten Lebens" wurden auch heuer fortgesetzt, unterstützt von prominenten Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft.
Schönborn: "Starkes Zeichen der Mitmenschlichkeit"
Grußbotschaften zum Benefizsuppenessen formulierten Kardinal Christoph Schönborn und der in der Bischofskonferenz für Weltkirche-Themen zuständige Militärbischof Werner Freistetter, die aus Termin- bzw. Quarantänegründen nicht persönlich teilnehmen konnten. Die kfbö setze mit ihrer Aktion Familienfasttag "ein starkes Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit" und erinnere daran, "dass die Nächstenliebe zum Kern der Botschaft Jesu gehört", schrieb der Wiener Erzbischof. Gerade die heuer vom Krieg in der Ukraine überschattete Fastenzeit führe vor Augen, "wie wichtig und dringlich die Sorge für unsere Mitmenschen in Not ist".
Zum Themenschwerpunkt "Care"-Arbeit hielt Schönborn fest, weltweit seien es nach wie vor Frauen, die hier die Hauptlast tragen: in der Betreuung von Kindern, der Pflege von Kranken und Alten. Ihr "unersetzbarer gesellschaftlicher Beitrag" erfolge meist im Verborgenen und ohne die notwendige Unterstützung und Würdigung. Umso bewundernswerter ist es laut dem Kardinal, was die Frauen der Nachbarschaftsinitiative AKKMA auf den Philippinen mithilfe der kfbö aufbauten: "eine Verbindung von Frauen, die sich gegenseitig stärken und unterstützen, die füreinander da sind und eine tragende Gemeinschaft bilden".
Der Familienfasttag und das Benefizsuppenessen seien seit mehr als 60 Jahren eine liebgewonnene Tradition in Österreichs Pfarren. Schönborn dankte den Tausenden engagierten kfb-Frauen in ganz Österreich, die Suppen kochen, Spenden sammeln und sich für benachteiligte Frauen auf der ganzen Welt einsetzen.
Freistetter: Christliche Solidarität immer auch global
Für Bischof Freistetter verdeutlicht AKKMA, "dass christliche Solidarität immer auch globale Solidarität ist". Christinnen und Christen verstünden sich über alle nationalen Grenzen hinweg als eine große Familie vor Gott und seien darüber hinaus überzeugt, dass "die ganze Menschheit zu Einheit und Geschwisterlichkeit berufen" sei. Das Benefizsuppenessen nannte Freistetter "ein schönes Zeichen für den gemeinsamen Einsatz staatlicher und nichtstaatlicher Akteure für Hilfe in Not und soziale Gerechtigkeit in Österreich und weit darüber hinaus".
Schönborn und Freistetter waren nicht die einzigen beim Benefizsuppenessen (das im Vorjahr coronabedingt abgesagt werden musste) ungewollt Abwesenden: Kurzfristige Absagen kamen auch vom Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, von der für die Philippinen zuständigen kfbö-Projektreferentin Clara Handler, von Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl und auch vom gastgebenden Sozialminister Johannes Rauch; ihn vertrat die ehemalige Frauenministerin Ines Stilling, jetzt Generalsekretärin im Ministerium.
Stilling merkte kritisch an, Europa solle in der jetzige Situation nicht nur Milliarden in Aufrüstung investieren, sondern auch ausreichende Mittel bereitstellen, um Kriegsfolgen wie Hungersnöte abzufedern. Der kfbö dankte sie für die "im wahrsten Sinn grenzenlose Frauensolidarität" in schwierigen Zeiten.
Auch Doris Schmidinger, eine langjährige Begleiterin des Familienfasttags, betonte, das von der Frauenbewegung investierte "Herzblut" für Entwicklungszusammenarbeit müsse ergänzt werden durch mehr staatliche Aufwendungen; sie forderte das oftmalige Versprechen der Politik ein, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für EZA aufzuwenden.
Kritik an einer neoliberalen "Wirtschaft, die tötet", äußerte mit den Worten von Papst Franziskus die feministische Ökonomin Elisabeth Klatzer. Ein System, in dem 9 Prozent der Weltwirtschaftsleistung durch unbezahlte Sorgearbeit von Frauen zustande kommen und die reichsten zehn Männer ihr Vermögen während der Pandemie verdoppelt hätten, erfordere einen grundlegenden Wandel.
"Suppe to go" vom "Modul"-Koch
Aufgrund der aktuellen epidemiologischen Lage wurde die Fastensuppe diesmal nach dem Festakt "to go" - also im Glas - ausgegeben, zubereitet von Gottfried Gansterer, Koch der Wiener Tourismusschule "Modul", und seinen jungen Mithelfenden.
Benefizsuppenessen mit Bischöfen und hochrangigen Landespolitikern gab es bereits in mehreren Diözesen, etwa in Graz, Linz, Innsbruck und St. Pölten: in Wien wurde am 13. März nach der Mittagsmesse im Stephansdom "Suppe to go" ausgegeben, ebenfalls zubereitet vom "Modul".
(Informationen und Spende: www.teilen.at; Konto der Aktion Familienfasttag: IBAN AT83 2011 1800 8086 0000)
Quelle: kathpress