Armutskonferenz fordert Maßnahmen gegen Einkommensverluste
Die Armutskonferenz schlägt angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen Alarm: "Für jetzt von den hohen Wohnkosten Gefährdete, für jetzt von Sozialhilfekürzung Betroffene, für Kinder jetzt ohne Zukunftschancen, für die existenzbedrohende Situation Arbeitsloser, für alle, die sich jetzt Therapien nicht leisten können, braucht es wirksame und nachhaltige Maßnahmen." Das betonte das Netzwerk von über 40 sozialen Organisationen in einer Stellungnahme zur am Dienstag publizierten aktuellen Studie der Statistik Austria zur sozialen Lage. Diakonie-Sozialexperte und Psychologe Martin Schenk zitierte die aktuellen Daten: "Jede dritte Person ist von Verringerung des Haushaltseinkommens betroffen, besonders Arbeitslose, Hilfsarbeiter, Alleinerziehende und Kinder."
Der Anteil der Menschen, die sich immer oder meistens einsam gefühlt hatten, war in der Statischen Auswertung bei einem Einkommensverlust (15 Prozent) dreimal so hoch wie bei einem Anstieg des Haushaltseinkommens (fünf Prozent). "Gerade die psychosozialen Verwerfungen sind massiv", warnte der Psychologe. Für rund 13 Prozent oder 825.000 Menschen stellen die Wohnkosten Ende 2021 eine schwere finanzielle Belastung dar. Insgesamt etwa zwölf Prozent rechneten sogar damit, in den folgenden drei Monaten ihre Wohnkosten nicht mehr bezahlen zu können. Bei sieben Prozent sei es bereits im 3. Quartal 2021 zu Zahlungsrückständen, so die Statistik Austria, die vierteljährlich im Auftrag von Eurostat und dem Sozialministerium ein umfassendes Bild der sozialen Lage in Österreich erhebt.
Die Armutskonferenz erinnerte an das zurzeit nicht funktionierende untere soziale Netz: "Die Krise zeigt wie wichtig jetzt eine gute Mindestsicherung wäre, statt einer schlechten Sozialhilfe, die Menschen in Notsituationen nicht auffängt." Sie forderte einmal mehr kassenfinanzierte leistbare Therapieplätze, eine Reform des Unterhaltsrechts und die Umsetzung von Präventionsketten gegen Kinderarmut. Ein einkommensabhängiger Ökobonus würde die Belastungen der Teuerung bei Energie abfedern. Familienbeihilfe, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe seien seit 20 Jahren nicht der Inflation angepasst worden. Eine "Sozialverträglichkeitsprüfung" gesetzlicher Maßnahmen solle genauso bedacht werden wie Modelle eines "Health Impact Assessment" nach neuseeländischem Vorbild.
Ein "dunkles Kapitel zulasten Hilfesuchender" müsse rasch beendet werden, hieß es in der Aussendung. In Oberösterreich, Niederösterreich oder Salzburg sei derzeit zu beobachten, dass die neue Sozialhilfe in der krisenfesten Absicherung von Menschen, die ohnehin wenig haben, "gänzlich versagt". Die Armutskonferenz benannte geringere Richtsätze für Erwachsene und Kinder, Ausschluss aus der Krankenversicherung, "Schikanen" für Menschen mit Behinderungen, Anrechnung der Wohnbeihilfe oder Kürzungen bei Notwohnungen als Problemfelder.
(Infos: www.armutskonferenz.at bzw. www.statistik.at)
Quelle: kathpress