Militärbischof: Offensichtliche Kriegsverbrechen klar benennen
Neben Gebeten, Appellen und Initiativen für den Frieden, ist es ebenso wichtig, klar Stellung "zum Angriffskrieg und bei offensichtlichen Kriegsverbrechen" zu beziehen. Darauf hat Österreichs Militärbischof Werner Freistetter im Interview mit der "BauernZeitung" (14. April) hingewiesen. Die Kirche und auch die Zivilgesellschaft leisteten "durch humanitäre Hilfe seitens kirchlicher Hilfswerke, NGOs und privater Initiativen sowie durch Sach- und Geldspenden für verschiedene Projekte", wichtige Hilfe. Besonders notwendig erachtet der Militärordinarius, "die herzliche und großzügige Aufnahme von Flüchtlingen in den Diözesen, Pfarren oder Familien".
Er sei "nach wie vor erschüttert über den klar völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf ein Nachbarland und die katastrophalen Folgen, die dieser Krieg für die Menschen in der Ukraine hat und haben wird". Besonderes Mitgefühl habe er mit der Bevölkerung in der Ukraine, "viele Menschen sind getötet, verwundet, eingeschlossen, traumatisiert, auf der Flucht". Er denke aber auch an die jungen russischen Soldaten, "die in einen Krieg geschickt werden, der nicht wenigen von ihnen ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre moralische Integrität kosten kann".
Die Position der katholischen Kirche hinsichtlich des Angriffskriegs sei klar, so Freistetter: "Die christliche Gemeinschaft soll Zeichen dafür sein, dass ein Leben der Menschen miteinander ohne Gewalt möglich ist und wir in unserem Leben auf dieses Ziel hinarbeiten sollen." Der Bischof fügte aber hinzu: "Ein völliger Verzicht auf die Ausübung und Androhung von Gegengewalt im Rahmen des staatlichen Gewaltmonopols würde binnen kurzem zu einer Auflösung der rechtsstaatlichen Ordnung führen, ein einseitiger Verzicht auf die Bereitschaft zur Selbstverteidigung in der gegenwärtigen Lage potenziellen Aggressoren das Feld überlassen."
Auch das Zweite Vatikanische Konzil habe in der Konstitution "Gaudium et spes" das Recht auf Selbstverteidigung unter bestimmten ethischen Bedingungen bekräftigt. "Solange die Gefahr von Krieg besteht und es keine zuständige internationale Autorität gibt, die mit entsprechenden Mitteln ausgestattet ist, kann man, wenn alle Möglichkeiten einer friedlichen Regelung erschöpft sind, einer Regierung das Recht auf sittlich erlaubte Verteidigung nicht absprechen", erklärte der Bischof, der Mitglied der Vertretung des Heiligen Stuhls bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und als Militärseelsorger u. a. auf den Golanhöhen und in Bosnien und Herzegowina im Einsatz war.
Aufstockung beim Heer und internationale Hilfe
Auf die Frage, ob man es gutheißen könne, dass angesichts der weltweit steigenden Zahlen von Hungernden, die Militärausgaben europaweit derzeit massiv erhöht werden sollen, entgegnete Freistetter, dass auch Papst Franziskus einer massiven Aufrüstung mit Recht kritisch gegenüberstehe. Für ein reiches Land wie Österreich müsse es aber möglich sein, einerseits ausreichend Budgetmittel für das Bundesheer zur Verfügung zu stellen, die es zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötige und andererseits, sich "großzügig an internationalen Initiativen gegen den Hunger zu beteiligen - auch gemeinsam mit kirchlichen Akteuren, die in diesem Bereich sehr aktiv sind".
Quelle: kathpress