Caritas drängt weiter auf rasche Pflegereform
Die Caritas drängt einmal mehr auf eine rasche Pflegereform. "Es braucht eine Ausbildungs- und Joboffensive, die Entlastung für Angehörige und Valorisierung bei Sozialleistungen und Pflegegeld", betonte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr in einer Aussendung am Mittwoch anlässlich des Internationalen Tages der Pflege (12. Mai). "Personalmangel, überlastete pflegende Angehörige und die aktuelle Teuerungswelle - auf eine Pflegereform können wir nicht mehr warten." Angesichts der letzten Ankündigung von Bundesminister Johannes Rauch sei sie zuversichtlich, dass eine Pflegereform nun endlich in die Umsetzung gehen könne, so Parr.
Die Rahmenbedingungen in der Pflege seien nicht erst seit der Corona-Pandemie für Pflegepersonal, Pflegebedürftige und deren Angehörige sehr schwierig. "Sie haben sich durch die zusätzlichen Personalengpässe und den Mehraufwand während der Pandemie allerdings noch mehr verschärft", wies Parr hin.
Prioritärer Teil einer Pflegereform müsse eine Ausbildungsoffensive sein, die sicherstellt, dass bis 2030 zusätzlich 100.000 Pflegekräfte in Österreich zur Verfügung stehen: "Es muss zudem sehr viel attraktiver werden, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden und vor allem auch in diesem lange tätig zu sein", sagte Parr. Dazu gehörten auch die entsprechenden Rahmenbedingungen. Gemeinsames Ziel müsse eine Situation sein, "dass Dienstpläne und Personalschlüssel so gestaltet werden können, dass sie wieder ausreichend Zeit mit den Pflegebedürftigen vorsehen", forderte die Caritas-Generalsekretärin. Es müsse wieder möglich sein, dass sich Mitarbeiter um die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen annehmen können.
Parr wiederholt außerdem ein wichtiges Anliegen der Caritas, Anreize für Ausbildungen im Bereich Pflege- und Betreuung zu setzen: "Der Einstieg in den Pflegeberuf muss durch unterschiedlichste Ausbildungswege attraktiviert, flexibilisiert und auch finanziert werden - für junge Menschen, berufsbegleitend und auch für potenzielle Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger."
Unterstützung für pflegende Angehörige
In Österreich werden ca. 80 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen von Angehörigen und anderen nahestehenden Personen zuhause betreut und gepflegt. "Das Pflegesystem wäre ohne den Einsatz von pflegenden Angehörigen nicht organisierbar. Und deshalb müssen wir auch pflegende Angehörige unterstützen. Auch sie benötigen ausreichende Erholung und Pflegeauszeiten", so Parr. Dafür brauche es einerseits einen Rechtsanspruch auf Ersatzpflege bei Urlaub oder Krankheit und andererseits stundenweise, leistbare Betreuungsangebote, Halbtages- oder Ganztagesbetreuung und Kurzzeitpflege wie Tageszentren mit flexiblen Öffnungszeiten, auch an Wochenenden und Feiertagen. Darüber hinaus empfiehlt die Caritas ein umfassendes, niederschwelliges Beratungsangebot für pflegende Angehörige auszubauen, das Informationsberatung und auch psychosozialer Beratung vorsieht.
Pflegebedürftige Menschen unter Teuerungsdruck
Die Caritas-Generalsekretärin warnte außerdem von den Auswirkungen der Teuerungen auf pflege- und betreuungsbedürftige Menschen: "In der aktuellen Ausgestaltung kommt bereits jetzt das Pflegegeld oft nicht in der Höhe an, in welcher pflegebedürftige Menschen es bräuchten. Dazu kommen nun noch die Inflation und der Teuerungsdruck - Kosten für Wohnen, Energie, Lebensmittel steigen auch für betreuungsbedürftige Menschen." Alle Sozialleistungen inklusive Pflegegeld und Förderungen der Betreuung und Pflege müssten daher dringend an das aktuelle Preisniveau angehoben werden.
Neben der Anpassung auf das jetzige Preisniveau brauche es im zweiten Schritt eine Reform des Pflegegeldes: "Weg von einer pauschalen, defizitorientierten Bedarfseinschätzung, hin zu einer individuellen multiprofessionellen Bedarfseinschätzung", so Parr.
Auch karitative Arbeitgeber drängen auf Reformen
Auch der "Verein Karitativer Arbeitgeber*innen" (VKA) hat an die Regierung appelliert, ihr Versprechen einer Pflegereform endlich umzusetzen. Der VKA vertritt österreichweit die kollektivvertraglichen Interessen von 41 Mitgliedsorganisationen und damit von über 16.000 Beschäftigten im Sozial- und Pflegebereich vertritt. "Der Pflegebereich hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er systemrelevant ist. Gleichzeitig ist klar: Die Pflege droht, selbst zum Pflegefall zu werden, wenn nicht endlich jene Reformen auf den Weg gebracht werden, die uns schon seit vielen Jahren versprochen werden", so Alexander Bodmann, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien und zugleich Vorsitzender des Vereins, in einer Aussendung am Mittwoch.
Konkret fordert auch der VKA, das Pflegepersonal zu stärken, Betroffene stärker zu unterstützen und pflegende Angehörige deutlich zu entlasten. Aus Sicht des VKA muss zu Beginn einer Pflegereform eine Stärkung der Pflegekräfte stehen. Bodmann: "Zum einen muss der Einstieg in den Pflegeberuf durch unterschiedlichste Ausbildungswege möglich sein - für junge Menschen, berufsbegleitend und auch für potenzielle Quereinsteiger. Und zum anderen müssen Ausbildungskosten abgeschafft werden - ein Ende von Schulgeld und Studiengebühren und stattdessen finanzielle Unterstützung bei der Deckung der Lebenserhaltungskosten." Darüber hinaus wäre es wichtig, den Berufseinstieg für ausländisches Personal zu erleichtern.
Quelle: kathpress