Seit 30 Jahre Ministrantinnen offiziell auch in Österreich
Die Ministrantinnen haben Grund, stolz zu sein und zu feiern. Denn seit 30 Jahren sind sie offiziell mit päpstlicher Erlaubnis an der Seite ihrer männlichen Kollegen im Dienst am Altar. Das nahm die Kirchenzeitung der Diözese St. Pölten "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe) zum Anlass für einen Bericht. "Die Ministranten-Burschen von Herzogenburg haben abgestimmt - und waren mehrheitlich dagegen, dass Mädchen in den Ministrantendienst aufgenommen werden. Aber ein Mädchen hat nicht nachgegeben und durfte dann doch Dienst am Altar machen. Das war in den 1970er-Jahren", berichtete Victoria König, Ministrantenverantwortliche in der Katholischen Jungschar der Diözese St. Pölten über die Anfänge weiblicher "Minis". Sie habe diese Episode in der Diplomarbeit von H. Clemens Maier gefunden.
Diözesanweit und österreichweit galt die Pfarre Herzogenburg bei der Zulassung von Ministrantinnen zu den Vorreitern. Victoria König, die selbst auch begeisterte Ministrantin war, schätzt, dass es diözesanweit rund 5.000 Ministrantinnen und Ministranten (Minis) gibt. Die letzte großangelegte, österreichweite Jungscharstudie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass Mädchen und junge Frauen die Mehrheit stellen.
Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts hatten nur Buben und junge Männer den Dienst am Altar ausüben dürfen. Mit der Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" des Zweiten Vatikanums (1962 bis 1965) bildete sich ein neues Verständnis des Ministrierens heraus: Diese Aufgabe wird darin als "wahrhaft liturgischer Dienst" bezeichnet, der eigenständig und nicht von einer Weihe abgeleitet ist.
Am 11. Juli 1992 verkündete Papst Johannes Paul II., dass der Kanon 230 des Kirchenrechtes, der den Zugang zum Ministrantendienst regelt, so zu interpretieren sei, dass auch Mädchen den Dienst vollziehen dürften. Das war die offizielle Erlaubnis. Damals waren Mädchen im Altardienst in Europa und Nordamerika keine Seltenheit mehr. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren - noch im Aufbruchsgeist des Zweiten Vatikanischen Konzils - gab es in Diözesen, wo die Bischöfe es gestatteten, die ersten weiblichen "Minis". Als wichtiger Schritt gilt die Neufassung des Kanons 230 im Jahr 1983: Auch Frauen und Mädchen sollten demnach die Aufgabe wahrnehmen können. Viele Jugendliche hatten sich aktiv für dieses Recht eingesetzt. Veröffentlicht wurde die Erlaubnis 1994. Der Papst betonte dabei aber, es werde "immer sehr angemessen sein, der edlen Tradition zu folgen, Knaben am Altar dienen zu lassen".
Vom verstärkten Einsatz der Katholischen Aktion (KA) für die Ministrantinnen in der Diözese St. Pölten erzählte KA-Präsident Armin Haiderer. Die Erlaubnis von Ministrantinnen sei in der Pfarre Gerersdorf-Prinzersdorf hinausgezögert worden, aber dann überhaupt kein Problem gewesen. Die Akzeptanz unter den Kollegen sei sofort da gewesen. "Wir waren als ältere Brüder oder Verwandte durchaus stolz auf sie."
Gemeinschaft und Berufung
Eine der ersten Ministrantinnen war Katharina Kratochwill aus Kilb, jetzt Generalsekretärin der Katholischen Aktion der Diözese St. Pölten: "Einmal waren zu wenige Burschen da, deshalb habe ich vor der Erstkommunion mit dem Ministrieren begonnen." Bis 14 Jahre ausgeübt, sei der Dienst für sie eine Ehre gewesen und "eine schöne Erfahrung". Auch Kratochwills Tochter Elena ist Ministrantin.
Die Gemeinschaft, regelmäßige Treffen und der christliche Glaube werden als Gründe genannt, die neben der familiären Anbindung zum Ministrieren motivieren. Auch die Pastoralassistentin und Jugendleiterin Magdalena Ganster war in ihrer Kindheit begeisterte Ministrantin: "Ich habe es sehr gerne gemacht und es hat mich dazu gebracht, in der Kirche mitzudenken und sie näher zu verstehen. Letztlich habe ich dadurch meine kirchliche Laufbahn eingeschlagen."
Jungschar-Vertreterin Victoria König erzählte, für viele sei es eine "große Faszination, vorne am Altar dabei zu sein". Ministrierende erfüllen wichtige Funktionen, "weil sie den Priester unterstützen und Gottesdienste lebendig machen". Sie wachsen in die Pfarre hinein als Gruppenleitende, Lektorin bzw. Lektor, in den Pfarrgemeinderat. "Kinder und Jugendlichen haben als Ministrantinnen eine bedeutende Rolle", betonte König. Die Mini-Pastoral gilt oft als Gradmesser für Pfarren: Wo es ein lebendiges Ministrantenwesen gibt, funktioniere meist auch die Pfarre.
Quelle: kathpress