Papst Franziskus nach Kanada aufgebrochen
Papst Franziskus ist Sonntagfrüh zu seinem Besuch in Kanada aufgebrochen. Um 9.17 Uhr hob der blaue Airbus A330 der italienischen Fluggesellschaft ITA vom Flughafen Rom-Fiumicino in Richtung Edmonton, Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta, ab. Die Ankunft der Maschine mit der päpstlichen Delegation und etlichen Medienvertretern an Bord ist nach einem mehr als zehnstündigen Flug am Abend mitteleuropäischer Zeit (11.20 Uhr Ortszeit) geplant. Im Zentrum der sechstägigen Papstreise stehen Gespräche zwischen dem katholischen Kirchenoberhaupt und Indigenen-Vertretern der First Nations, Metis und Inuit. Es ist die 37. Auslandsreise von Papst Franziskus.
Bis kommenden Samstag (30. Juli) sind Stationen in Edmonton, Quebec und Iqaluit am Nordpolarmeer geplant. Zudem besucht der Papst die Gemeinde Maskwacis und nimmt an der Pilgerfahrt zum traditionellen Fest der heiligen Anna am Lac Sainte Anne teil. Weiter geplant sind Höflichkeitsbesuche bei Generalgouverneurin Mary Simon und Premierminister Justin Trudeau; ebenso Treffen mit örtlichen Geistlichen und Mitgliedern des Jesuitenordens. Das jeweilige Tagesprogramm ist deutlich übersichtlicher als bei früheren Papstreisen. Alter und derzeitiger Gesundheitszustand von Franziskus erfordern dies.
Erster Programmpunkt im offiziellen Reiseprogramm ist am Montagvormittag (Ortszeit) eine Begegnung mit Indigenen-Vertretern der First Nations, Metis und Inuit in Maskwacis südlich von Edmonton. Dort stand einst eine der größten sogenannten Residential Schools. In derartigen Schulinternaten wurden im 19. und 20. Jahrhundert indigene Kinder ihrer Kultur beraubt, misshandelt und auch missbraucht. Für die Beteiligung der Kirche, die eine Vielzahl dieser Internate im Auftrag des Staates betrieb, fordern Indigene eine päpstliche Entschuldigungsbitte auf kanadischem Boden.
Beim Besuch mehrerer indigener Delegationen im März hatte Franziskus bereits in Rom um Vergebung gebeten. Den nunmehrigen Besuch in Kanada bezeichnete der Papst im Vorfeld als "eine Bußreise". Er reise, um besonders die indigenen Völker zu umarmen, sagte Franziskus. Von ihnen hätten viele auch in katholischen Einrichtungen großen Schaden erlitten. "Ich drücke ihnen allen meinen Schmerz aus für das Leid, das sie erlitten haben", so Franziskus. Er hoffe, dass er die Versöhnung vorantreiben könne.
Parolin: Papst will konkrete Nähe zeigen
Auch der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin betonte, dass die Themen Heilung der Wunden und Versöhnung im Vordergrund des Papstbesuches stehen werden. Im Interview mit Radio Vatikan (Samstag) erinnerte er, dass Papst Franziskus beim Besuch der indigenen Delegationen im Frühjahr in Rom "seine Scham und Empörung über die Handlungen nicht weniger Christen ausdrückte, die, anstatt das Evangelium zu bezeugen, sich der kolonialen Mentalität und der früheren Regierungspolitik der kulturellen Assimilierung angepasst haben, was den indigenen Gemeinschaften schwer geschadet hat". Insbesondere die Rolle von Kirchenangehörigen im System der Residential Schools, mit dem viele indigene Kinder von ihren Familien getrennt wurden, sei "schmerzlich".
Der Besuch von Franziskus steht stehen unter dem Motto "Walking together" (gemeinsam gehen). Während der sechstägigen Reise komme Franziskus auch an weiter entfernte Orte wie Iqaluit am Nordpolarmeer, um "die indigenen Gemeinschaften dort zu besuchen, wo sie leben", unterstrich der Chefdiplomat des Vatikans. "Es ist unmöglich, allen Einladungen zu folgen und alle Orte zu besuchen, aber der Heilige Vater ist sicherlich von dem Wunsch bewegt, seine konkrete Nähe zu zeigen." Nähe sei überhaupt das Schlüsselwort, so Parolin: "Der Papst will nicht nur Worte machen, sondern vor allem seine Nähe konkret zeigen. Deshalb macht er sich auf den Weg, um mit seinen eigenen Händen das Leid dieser Menschen zu berühren und mit ihnen zu beten."
Quelle: kathpress