Start für Passionsspiele in Kirchschlag in der Buckligen Welt
Die Passionsspiele in Kirchschlag in der Buckligen Welt (Erzdiözese Wien) starten am Sonntag, 14. August (14 Uhr). Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Seit 90 Jahren wird in Kirchschlag alle fünf Jahre die Geschichte vom "Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu" gezeigt, mit rund 500 Mitwirkenden aller Generationen. Wobei der soziale Aspekt im Vordergrund steht. Früher gab es Milch und Gebäck für die Darstellenden, heute gehen die Einnahmen an soziale Projekte. Das berichtete der ORF-Niederösterreich am Mittwoch.
Wie in anderen Spielstätten wurden auch diese Spiele von 2020 coronabedingt auf 2022 verschoben. Die Vorbereitungen laufen seit letztem Oktober. Geplant sind 23 Vorstellungen und vier Aufführungen an Schulen. Bis Ende Oktober wird immer an den Wochenenden gespielt.
Im Vergleich zum ursprünglichen Aufführungstermin haben sich zahlreiche Laiendarsteller auch äußerlich verändert. "Seit Oktober haben sich viele ihren Bart nicht mehr rasiert. Manche haben schon 2020 angefangen, die haben jetzt einen ganz langen", so Pfarrer Thomas Marosch. Er hat nicht nur die Leitung der Passionsspiele inne, sondern ist auch selbst auf der Bühne zu sehen: "Ich spiele den Malchus. Mir wird 27 mal das Ohr abgehackt, aber dankenswerterweise von Jesus auch wieder angeheilt."
In Zeiten großer Not gestartet
Den Anfang nahmen die Passionsspiele in Kirchschlag 1932, zu einer Zeit hoher Jugendarbeitslosigkeit. Der damalige Pfarrer Franz Füssl motivierte die jungen Menschen, gemeinsam das Leben und Sterben Jesu darzustellen. Daraus wurde eine Tradition: Alle fünf Jahre finden die Passionsspiele seither in Kirchschlag statt, das sich mittlerweile auch über den Ruf "Passionsspielstadt" freuen darf. Während zu Anfangszeiten vor allem die Jugendlichen beschäftigt wurden, sind unter den rund 500 Mitwirkenden inzwischen Menschen aller Generationen vertreten.
Das Passionsspielhaus in Kirchschlag wurde 1959 erbaut und bietet Platz für rund 800 Zuseherinnen und Zuseher. Emmerich Voith, Obmann der Passionsspiele: "Man sitzt toll und hat eine sehr gute Sicht - und man fühlt sich hineingezogen in das Spiel. Wenn man in der ersten Reihe sitzt, geht Jesus beim Kreuzweg nur ein paar Zentimeter entfernt vorbei."
Milch und Gebäck als Lohn
Vor 90 Jahren, als das Stück erstmals in Kirchschlag aufgeführt wurde, erhielten die Laiendarsteller eine Semmel und ein Glas Milch als Lohn. Auch heute noch gibt es für die Mitwirkenden nach jeder Aufführung Milch und Gebäck, denn die Einnahmen gehen nicht an die Mitwirkenden. Nach wie vor steht der soziale Aspekt im Vordergrund. "Heute spielen wir unser Spiel, damit wir für andere Bedürftige etwas geben können. Die gesamten Einnahmen werden sozialen Projekten zugewiesen", erklärte Bürgermeister Josef Freiler (ÖVP).
Nach wie vor unverändert sei der Inhalt der aufgeführten Geschichte. Auch nach 2.000 Jahren habe diese laut Regisseur und Bühnenbildner Manfred Waba nicht an Bedeutung verloren. "Ich denke, dass dieses Stück zeitgemäßer ist, als es je war. Es zu zeigen, ist so notwendig wie nie zuvor. Ich denke, dass wir damit viele Leute tief berühren werden", betonte Waba bei den Proben gegenüber dem ORF.
Der Text des Passionsspiels, der 1932 eigens für Kirchschlag von Josef Neumair, dem damaligen Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Wien und Präsident des Österreichischen Bundesverlages, geschrieben wurde, wurde über die Jahre immer wieder behutsam aktualisiert und an das jeweilige gegenwärtige Sprachgefühl angepasst, heißt es im Folder der Passionsspiele Kirchschlag in der Buckligen Welt. Im Stadtmuseum Kirchschlag ist die Sonderausstellung "90 Jahre Passionsspiele Kirchschlag" zu sehen. (Infos: www.passion.at)
Quelle: kathpress