Schönborn: Glaube und Wissenschaft kein Widerspruch
Glaube und Wissenschaft sind kein Widerspruch. Das hat einmal mehr Kardinal Christoph Schönborn betont. Er erinnert in seiner Freitagskolumne in der Gratiszeitung "heute" daran, dass er am vergangenen Montag (15. August) eine Wallfahrtsmesse in der Mariä-Himmelfahrt-Basilika der Augustinerabtei St. Thomas in Altbrünn (Stare Brno) leitete. In der Augustinerabtei wirkte jahrzehntelang der Naturwissenschaftler und Ordensmann Johann Gregor Mendel, der vor 200 Jahren geboren wurde und für den Glaube und Wissenschaft ineinander griffen.
Brünn sei zu Recht stolz auf diesen Mönch und Wissenschaftler, der im dortigen Augustinerkloster gelebt hat, so Schönborn. Im Klostergarten habe er jahrelang geduldig mit Pflanzenzüchtungen experimentiert. Mendel war daran interessiert, hinter das Funktionieren der Vererbung zu kommen. Seine Versuche mit Erbsen hätten ihn schließlich weltberühmt gemacht. Die "Mendelschen Gesetze" gehörten heute zum grundlegenden Wissen über die Vererbung. Gregor Mendel gilt als Vater der modernen Genetik.
Schönborn: "Mich bewegt die Frage, wie Glaube und Wissenschaft zusammenpassen." "Glauben heißt nichts wissen", werde oft behauptet. Ich sehe das anders. Gregor Mendel sei Priester, Mönch und Forscher gewesen. "Für ihn war das kein Widerspruch. Er hat an einen Gott geglaubt, der die Welt mit ihren Gesetzen geschaffen hat. Und er war überzeugt, dass Gott den Menschen die Vernunft gegeben hat, um zu erforschen, was der Schöpfer in die Natur gelegt hat", so der Kardinal. Nachsatz: "Staunend stehen wir vor dem Wunder der Schöpfung."
In seiner Predigt am vergangenen Montag hatte Schönborn betont, dass in jedem Leben für Glaube und Vernunft Platz sein müsse, "denn ein Glaube, der nicht auch vernünftig ist, ist kein echter Glaube". Mendel habe bei seinen Studien vorausgesetzt, dass in der Natur vernünftige Gesetze herrschen, "die der Mensch mit dem Licht der Vernunft erkennen kann". Wie hätte Mendel sonst auch die Genetik studieren können, wenn er nicht von der Sinnhaftigkeit der Natur überzeugt gewesen wäre. Die Brücke zwischen Glaube und Vernunft sei aber "der Glaube, dass die Welt Schöpfung Gottes ist", so Schönborn. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf ein Zitat Albert Einsteins. Dieser soll gesagt haben: "Ich wundere mich, dass die Menschen sich nicht mehr wundern."
Quelle: kathpress