Bischof Elbs dankbar für Kulturwandel im Vatikan
Nicht nur im Blick auf die Audienz bei Papst Franziskus, sondern ganz allgemein habe er beim jüngsten Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe einen Kulturwandel im Vatikan in der Art und Weise des Dialogs empfunden. Das betonte der Feldkircher Bischof Benno Elbs am Wochenende im Interview mit dem Schweizer Kirchenportal "kath.ch". Elbs: "In den Dikasterien sind wir mit Wertschätzung und Respekt empfangen worden. Es gibt eine Haltung des offenen Wortes. Wir sollen die Dinge sagen, die uns auf dem Herzen liegen. Der Umgang miteinander, der Dialog, das Gespräch finde ich sehr positiv." Es habe eine Entwicklung stattgefunden: "Die Dikasterien empfinden sich als Dienststellen für uns Bischöfe. Das finde ich sehr positiv und dafür bin ich auch dankbar."
Meinungsunterschiede zu verschiedenen Themen gebe es zwischen Bischöfen und Dikasterien sehr wohl, aber man sei über solche Fragen im Austausch. "Und das gehört zur Synodalität der Kirche. Man darf nicht nur davon reden, dass man aufeinander hört, auf den Geist Gottes hört und sich gegenseitig wertschätzt. Sondern das muss dann auch bei konkreten Themen praktiziert werden." Und jeder wisse, "dass ein Dialog und eine theologische Auseinandersetzung viel Zeit brauchen, viel Zuwendung und auch Geduld".
Alle Fragen, die in Österreich im nationalen synodalen Papier enthalten sind, seien in Rom Thema gewesen, natürlich auch das Frauenthema, so Elbs: "Wir haben in der Glaubenskongregation über die Frauenfrage gesprochen. Wir haben die Argumente ausgetauscht, die dafür und die dagegensprechen." Man habe auch über die Würde der Frau gesprochen. "In Europa geht's hier vor allem um die Frauen- und Ämterfrage. In Afrika geht's mehr um die Würde der Frau in der Gesellschaft", erläuterte der Bischof.
Ein Anliegen, das ihm besonders wichtig ist, sei der Umgang mit den Armen. "Wir haben in einigen Dikasterien über das Thema Asyl und den Umgang mit Flüchtenden geredet", so Elbs: "Eine Erneuerung der Kirche geschieht dort, wo wir uns ganz entschieden wieder der Not der Menschen zuwenden. Das ist ja das, was Jesus getan hat: Menschen aufgerichtet, ihnen neue Perspektive, neue Hoffnung gegeben. Und mit diesem Anliegen rennen wir bei Papst Franziskus offene Türen ein. Das ist ja auch sein großes Anliegen."
Der Mittelpunkt der Welt
Zur Frage, wo Jesus im Jahr 2022 auf die Welt kommen würde, verwies der Bischof auf den jüdischen Autor Elie Wiesel. Dieser habe gesagt: "Dort, wo die Not ist, ist der Mittelpunkt der Welt." Elbs dazu: "Wir müssen die Orte der Not zum Mittelpunkt der Welt machen. Jesus würde vielleicht im Caritas-Café in Feldkirch auf die Welt kommen. Dort sind die Menschen, die obdachlos, drogenabhängig und arbeitslos sind."
Er werde nächste Woche ins Gefängnis gehen, um Menschen vor Weihnachten zu besuchen, so der Bischof weiter: "In Gefängnissen geht's um Not, Schuld, Umgang mit Schuld." Nicht vergessen dürfe man auch: "Viele Menschen haben psychische Probleme, gerade nach der Pandemie. Ich bin selber ja auch Psychotherapeut. Deswegen sind Krankenhäuser, wo psychisch kranke Menschen Halt finden, sehr wichtig."
Zudem sei die Einsamkeit ein Hauptproblem, so Elbs: "Ich denke an die vielen Sozialzentren bei uns, wo alte Menschen sind, die vielleicht keinen Besuch bekommen und bereits während der Corona-Pandemie große Einsamkeit erfahren haben. Solch ein Ort der Einsamkeit wäre auch ein Ort, wo Jesus heute auf die Welt kommen würde."
Und ihm würden auch die Asylheime einfallen: "Was mich persönlich sehr berührt, sind die Menschen aus der Ukraine. Die Frauen sind mit ihren Kindern bei uns - und die Ehemänner und Väter liegen in den Schützengräben. Die Gespräche mit den ukrainischen Familien sind herzzerreißend - das ist kaum auszuhalten."
Schwierige Lage in Vaduz
Auf die schwierige innerkirchliche Situation in der Erzdiözese Vaduz, der Nachbardiözese von Feldkirch, angesprochen, betonte Elbs, dass er sich nicht vorstellen könne, die Erzdiözese von Feldkirch aus in Personalunion zu leiten, wie es etwa in Italien entsprechende Beispiele gibt.
Zur Frage, was die Gläubigen in Liechtenstein machen können, da sich Erzbischof Wolfgang Haas weigert, einen Synodalen Prozess in der Erzdiözese durchzuführen, meinte Bischof Elbs wörtlich: "Das ist eine schwierige Frage. Den Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern, die ich kenne, ist die Kirche wichtig. Wenn sie Anliegen haben, sollten sie sich an den Nuntius in Bern wenden. Ich habe Erzbischof Martin Krebs kennengelernt. Er ist ein Mensch, mit dem man gut reden kann. Ich bin überzeugt: Er wird das berücksichtigen, was an ihn herangetragen wird."
Ein Geschenk des Papstes
Der Feldkircher Bischof kam schließlich auch auf sein Brustkreuz zu sprechen: "Es ist das Brustkreuz, das auch Papst Franziskus trägt. Er hat es mir geschenkt, als ich nach Rom zum Einführungskurs für die neuen Bischöfe kam. Ich war der erste deutschsprachige Bischof, den er ernannt hat. Das verbindet uns besonders, denke ich." Ihm gefalle das Kreuz, so Elbs, "weil der Papst immer wieder zu uns Bischöfen sagt: 'Seid Hirten! Seid bei den Menschen!'"
Quelle. kathpress