Fenkart: Kirche muss stärker zeigen, wofür sie steht
Die Kirche hat laut dem Feldkircher Pastoralamtsleiter Martin Fenkart ein selbstverschuldetes Image-Problem. Sie müsse wissen und kommunizieren, "wofür sie steht und wohin sie sich entwickeln will", so Fenkart im Interview mit dem Vorarlberger "KirchenBlatt". Es gehe nicht darum, alles schönzureden. Vielmehr müsse man "öffentlich aufzeigen, welche Leistungen von uns erbracht werden". Was viele Priester und Seelsorgerinnen und Seelsorger und über 20.000 kirchliche Mitarbeitende leisten, könne in Statistiken nicht erfasst werden.
Es geht Fenkart auch darum, eigene Denkfehler aufzuzeigen: "Nur weil viele aus der Kirche austreten, heißt das beispielsweise nicht, dass unsere Rituale nicht stark wären." Es gelte jedenfalls, "die Stärken zu stärken, die Talente der Mitarbeitenden zu fördern, Gemeinschaft zu bilden, so dass Menschen Kirche als Entwicklungsraum erfahren können". Und: "Weil Kirche ein Ort der Gegenwart Gottes ist, sollte man bei uns lernen können, über den eigenen Glauben zu sprechen." Nachsatz: "Ich würde gerne herausfinden, wie man das gut machen kann."
Zur Frage, was fehlen würde, wenn es die Kirche nicht gäbe, meinte Fenkart wörtlich: "Durchwandern Sie Vorarlberg von oben. Fliegen Sie gedanklich über Dörfer und Städte und radieren Sie alle Pfarrkirchen in 96 Gemeinden aus der Landkarte. Löschen Sie über 22 katholische Privatschulen, alle Klöster, 600 Kapellen, die kirchlichen Friedhöfe und drehen Sie das Licht in allen Pfarrheimen ab. Versuchen Sie, beim Wunsch einer Beerdigung erst gar nicht bei uns anzurufen und taufen Sie Ihr Kind künftig selber. Könnte es sein, dass die Kirche Vorarlbergs eine verlässliche Regionalversorgerin und Vernetzerin ist?"
Der Pastoralamtleiter ging im Interview auch auf den weltweiten Synodalen Prozess ein. Es sei gut, dass miteinander geredet wird. Denn: "Überall dort, wo man sich etwas zu sagen hat, können sich Dinge bewegen." Fenkart verwendete den Vergleich mit einem Fußballspiel: "Nach dem Anpfiff fliegen bei der Synode viele Wünsche und Bälle 'durch die Luft', was auch das letzte Synoden-Papier verrät. Spätestens nach der Verlängerung, beim 11-Meter-Schießen, sollten ein paar Bälle ins Tor, so auch in der Frauenfrage. Diese ist so naheliegend wie komplex und mit ihr kommt eine notwendige Debatte über alle kirchlichen Ämter in Gang." Allerdings räumte der Pastoralamtsleiter ein: "Die Spieldauer wird meine Lebenszeit vermutlich leider überschreiten."
Pessimistisch stimmten ihn "unsere hierarchischen, männerbündischen Strukturen". Diese "klerikale, individualistische Kultur" wirke isolierend und sei wenig förderlich. Als Optimist bleibe ihm das Gebet, "dass die Synoden-Ohren der Kirche beim Zuhören der Anliegen in die eigenen Eingeweide hineinreichen. Denn im Synodenpapier wird der Anspruch formuliert, dass sich aus dem gegenseitigen Zuhören ein Annehmen entwickeln muss."
Quelle: kathpress