Landau: "Bildung ist das beste Mittel, um Armut vorzubeugen"
Die Caritas macht anlässlich des "Welttags der Bildung" (24. Jänner) auf ungleiche Bildungschancen in Österreich aufmerksam. Der Erwerb von Bildung ist laut der Hilfsorganisation nach wie vor eine Frage der sozialen Herkunft und wird somit "vererbt". "Bildung ist das beste Mittel, um Armut vorzubeugen", betonte der Präsident der Caritas Österreich, Michael Landau, am Montag in einer Aussendung. Deshalb fordert die Caritas von der Politik den Ausbau von Kindergartenplätzen, kostenlose Nachhilfe und die Neukonzeptionierung der Deutschförderklassen.
"Ein Aufwachsen in Armut bedeutet für die Kinder von heute noch immer viel zu häufig ein kurzer Bildungsweg und schlussendlich auch ein Erwachsenenleben in Armut", betonte Landau. Dass sich Eltern etwa Nachhilfe erst einmal leisten können müssen, verstärke die ungleichen Bildungschancen, so Landau. "Für viele Familien, vor allem Wenigverdienende und Alleinerziehende ist privater Nachhilfeunterricht gar keine Option." Die Caritas biete mit ihren mehr als 60 Lerncafés zwar ein außerschulisches Auffangnetz. Rund 1.000 Kinder würden aber aktuell auf einen Platz warten. Das zeige, dass das Angebot deutlich zu klein sei.
Die aktuelle Teuerung verschärfe die Situation armutsbetroffener Familien. "Damit die Kosten für Wohnung und Heizung gedeckt werden können, wird an allen anderen Ecken gespart. Häufig betrifft das Bildungsausgaben für die eigenen Kinder", so Landau. Eine aktuelle SORA-Umfrage habe ergeben, dass im vergangenen Herbst mehr als ein Drittel der Befragten angab, aufgrund der Krise bei der Förderung ihrer Kinder Abstriche machen zu müssen. "Dies kann dramatische Auswirkungen auf die Zukunft der betroffenen Kinder haben. Deshalb muss die Politik dem entschieden entgegenwirken", sagte Landau.
Bildungsarmutsspirale beenden
Die Benachteiligung im Bildungsbereich werde besonders deutlich bei Kindern mit Migrationshintergrund. "Sprache und Bildung haben eine Schlüsselfunktion für gelingende Integration. Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund müssen rasch und flächendeckend kostenlosen Zugang zu alters- und kompetenzgerechten Sprach-, Aus- und Weiterbildungsangeboten bekommen", so der Caritas-Präsident. Das sei Voraussetzung "für eine wirklich gelungene Integration".
Das aktuelle Angebot der Deutschförderklassen entspreche diesem Anliegen nicht, zeigte sich Landau überzeugt - Aktuell werden in Deutschförderklassen Kinder unterrichtet, deren Deutschkenntnisse unzureichend sind, um dem regulären Unterricht zu folgen. "Die Sprache wird daher schlecht und nur schwer erlernt und das führt zu Isolation, wie auch eine Evaluierung der Deutschförderklassen bestätigt hat", so Landau. Es fehlten muttersprachliche Vorbilder und eine gezielte Förderung, die auf die jeweils individuelle Situation eingeht, finde nicht statt.
Besonders Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen profitieren vom Kindergartenbesuch, so die Caritas. Deshalb brauche es einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz einhergehend mit dem zügigen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen hin zu einem flächendeckenden, hochwertigen Angebot. Zudem brauche es ein zweites verpflichtendes, gebührenfreies Kindergartenjahr.
Auch die Ausweitung ganztägiger Schulformen müsse forciert werden, um Kinder aus armutsgefährdeten Familien mehr Chancen einzuräumen: "Das Ziel muss sein, das Bildungssystem so weiterzuentwickeln, dass alle Kinder und Jugendlichen dort Bildungsabschlüsse schaffen." Leider sei man davon noch weit entfernt, so Landau. Bis dahin brauche es deswegen, einen Ausbau der Lerncafés und eine zweite Lernkraft zur Deutschförderung in Kleingruppen, in denen sowohl die Altersstufe, als auch das Deutschniveau berücksichtigt werden, so Landau.
Quelle: kathpress