
Linzer Konservatoriumsleiter für Aufwertung der Kirchenmusik
Die Kirchenmusik bedarf einer Aufwertung gemäß ihrer pastoralen und liturgischen Bedeutung, Darauf pocht Ewald Nathanael Donhoffer, der neue Leiter des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz, in der aktuellen Ausgabe der Linzer Kirchenzeitung. Der Stiftskapellmeister des Prämonstratenserstifts Schlägl wies darauf hin, dass sich die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors wöchentlich treffen und damit neben den Bibelrunden zu jenen pfarrlichen Gruppen gehörten, die sich am meisten mit dem Wort Gottes auseinandersetzen. Trotzdem werde das oft nicht als für die Seelsorge bedeutsame Tatsache anerkannt.
Auch die liturgische Bedeutung der Kirchenmusik werde zu wenig gewürdigt, befand Donhoffer. Es gelte zu beachten, dass jede Liturgie einen Aufbau und einen "Spannungsbogen" habe. "Wenn in liturgischen Feiern einfach gekürzt und gestrichen wird und man nie erlebt, wie das als Ganzes funktionieren kann, da wundert es mich nicht mehr, wenn niemand mehr kommt", warnte der Kirchenmusiker, die vorgegebene "Handlungsanleitung" zu missachten. Wie im Theater solle damit garantiert werden, "dass die Feier zu einem gemeinsamen Erlebnis wird". Die Hauptarbeit in und für die Liturgie sieht Donhoffer darin, sich die Texte genau anzuschauen, einen Leitgedanken zu entwickeln und danach die Lieder, die Musik auszusuchen.
Der Ordensmann und Konservatoriumsleiter machte in dem Interview darauf aufmerksam, dass es in der Bibel viele Belege dafür gibt, "dass immer viel musiziert" werde. Ob vokal oder instrumental: "Musik ist seit Jahrtausenden integraler Bestandteil liturgischer Feiern, da sie zu den Grundvollzügen menschlichen Lebens gehört." Durch ein gemeinsam gesungenes Lied und den Inhalt, der dadurch transportiert würde, entstehe Gemeinschaft. "Musik wurde oft als Sprache des Heiligen Geistes verstanden, Musik kann Dinge aussagen ohne Worte", so Donhoffer. "Und die Musik schafft es, dass das Ungreifbare erlebbar wird."
"Qualitätssicherungsinstanz"
Das Linzer Konservatorium für Kirchenmusik mit seinen aktuell 40 Studierenden verstehe er als "Qualitätssicherungsinstanz", erklärte dessen neuer Leiter. Zukünftig würden Kirchenmusikerinnen und -musiker auch vor Ort vermehrt liturgische Qualitätssicherung leisten müssen, da Kirchenmusik eben wesentlich mit der Liturgie zusammenhänge. Die Bildungseinrichtung biete eine nebenberufliche Ausbildung zum B- und C-Kirchenmusiker. "Zu uns kommen Menschen, die in Pfarren tätig sind und sich eine Ausbildung holen bzw. manche Pfarren sind so begeistert, dass sie die Musikerinnen und Musiker animieren, eine Ausbildung zu machen und diese auch finanzieren", erklärte Donhoffer.
Die Kirchenmusik lebe außerdem innerkirchlich das vor, worauf die neuen Strukturen in der Diözese Linz abzielen: das Ehrenamt zu unterstützen und auszubilden. Denn jede Kantorin, jeder Chorsänger einer Pfarre arbeite ehrenamtlich. Zugleich warb der Kirchenmusiker auch für die Idee von Anstellungen von Chorleitern oder Organisten: "Zum Beispiel wäre eine Möglichkeit, in einer neuen Pfarre eine 50-prozentige Anstellung für Kirchenmusik vorzusehen."
Quelle: kathpress