
Ordensfrauen: Beim Beten "Zuhören und Gehörtwerden"
Vor dem Weltgebetstag der katholischen Kirche um geistliche Berufungen am Sonntag (30. April) haben Ordensfrauen auf die hohe Aktualität des Betens hingewiesen. Sie erlebe in Gesprächen eine große Sehnsucht vieler Menschen danach, "zur Ruhe zu kommen, still zu werden, Stille zu erleben", erklärte die Generaloberin der Franziskanerinnen von Vöcklabruck, Sr. Angelika Garstenauer, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Kathpress. Beten gehe dabei deutlich über die Funktion von Achtsamkeitsübungen oder Meditation hinaus, handle es sich dabei doch um eine "Beziehung zu Gott", so die Ordensfrau.
Diese Form der Beziehungsaufnahme sei für sie "ganz konkret", betonte Sr. Garstenauer. Wenn ein Mensch bete, so setze er sich damit Gottes Gegenwart aus, welche "Kraft, Hoffnung, Zuversicht und inneren Halt gibt und einen bewusst über seinen Alltag, die Herausforderungen, ja das Leben nachdenken lässt". Mit fortlaufender Übung könne diese Beziehung wachsen und sich vertiefen, wobei Bibeltexte wie Psalmen Hilfe und Unterstützung gäben, um "in die Nähe Gottes zu rücken und zu hören, was Gott will".
Das heurige österreichische Weltgebetstag-Motto "Höre!" deutete die Franziskanerinnen-Generaloberin als Appell in zwei Richtungen: So gehe es beim Beten "um das Zuhören und das Gehörtwerden". Auch für ihre Ordensgemeinschaft sei dies von zentraler Bedeutung. Sie und ihre Mitschwestern vertrauten Gott im Gebet "uns selbst, aber auch die Freuden und Sorgen der gesamten Menschheit" an. Sie hätten dabei die "Gewissheit, von Gott gehört zu werden und ihn zu hören".
Auch weitere Mitglieder der Franziskanerinnen von Vöcklabruck formulierten anlässlich des Weltgebetstages ihren Zugang zum Gebet. Sr. Floriberta Peham sprach von einer "Brücke zu Gott, die hält und trägt", Generalvikarin Sr. Teresa Hametner von einer "Entlastung und Stärkung", die sie dadurch erfahre, "dass ich mir immer wieder Zeit nehmen darf, Gott in meiner Sprache und mit meinem Ausdruck all das mitzuteilen, was mich belastet, bedrängt, aber auch, was meinem Leben Farbe gibt und was mich begeistert". Weitere Stellungnahmen verwiesen auf eine "geistige Kraftquelle, die den Alltag unterbricht", eine "freundschaftliche Beziehung" und einen "intimen Dialog zwischen Schöpfer und Geschöpfen".
Vielfältige Lebensrealität in den Orden
Anlässlich des Weltgebetstages geben auch mehrere österreichische Kirchenzeitungen Einblicke in die Vielfalt und Realität der Berufungen des geweihten Lebens. So findet man etwa in der dieswöchigen Ausgabe des "Tiroler Sonntag" eine Reportage über Sr. Barbara Weindl von den Barmherzigen Schwestern, die auf der Kronburg im Oberland ein geistliches Zentrum leitet und in dieser Funktion seit zehn Jahren auch eine Cafeteria betreibt. Ziel sei für sie, "allem Tun Aufmerksamkeit zu schenken - ob es um das Kaffeemachen oder um das Beten geht", erklärte die Ordensfrau, die seit vergangenem Jahr auch Arbeitgeberin von drei ukrainischen Frauen im Zimmerservice ist.
Im "Vorarlberger Kirchenblatt" nimmt anlässlich des Weltgebetstages die Äbtissin von Mariastern-Gwiggen, Mutter Hildegard Brehm, zum Leben in Enthaltsamkeit Stellung. Obwohl in der kirchlichen Debatte kaum berücksichtigt, seien auch Ordensfrauen vom Zölibat betroffen. Diese werde von ihr hochgeschätzt, "weil ich ihn persönlich lebe und dabei ein sehr erfülltes Leben mit einer tiefen Beziehung zu Jesus Christus habe", erklärte Mutter Hildegard, die sich dennoch eine Zölibats-Freistellung für Priester vorstellen kann.
Mit P. Christian Stranz (60) kommt in derselben Zeitung auch ein Ordensmann zu Wort. Der Steyler Missionar, der zum Leiter des Missionshauses St. Gabriel in Maria Enzersdorf berufen wurde, ist erst kürzlich von einer halbjährigen Auszeit nach 30 Jahren Priesterdienst zurückgekommen. Er habe diese Zeit zur Stille und Selbstreflexion genutzt, berichtete er. Die Reise hat ihn über drei Kontinente geführt, zunächst auf den spanischen Jakobsweg, dann ins Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth und schließlich zu einem Einsatz für Migranten in Chiapas, Mexiko. Die ihm geschenkte Zeit habe "die Glut freigelegt" und "neue Impulse" gesetzt, so Stranz.
Quelle: kathpress