St. Pölten: Ausstellung zeigt "Sakralen Jugendstil" in Österreich
Mit der Ausstellung "Sakraler Jugendstil" rückt das Museum am Dom St. Pölten von 13. Mai bis 15. November 2023 das kirchliche Kunstschaffen der Zeit um 1900 im österreichischen Raum in den Fokus. Zahlreiche Leihgaben aus Pfarrkirchen und Klöstern unterstreichen die Bedeutung, die der Jugendstil - "trotz überwiegender Ablehnung der kirchlichen Obrigkeiten" - auch im sakralen Bereich gespielt hat, teilte das kirchliche Museum in einer Ankündigung mit. Nicht zuletzt die Nähe zu Wien, wo 1897 die Künstlervereinigung "Secession" gegründet wurde, habe dazu geführt, dass vor allem in Ostösterreich religiöse Objekte im neuen Kunststil entstanden. Die Stadt St. Pölten sei als Wohnort mehrerer "Secessions"-Mitglieder "bis heute eng mit dem Jugendstil verbunden", hieß es.
Mehr als 100 Jahre nach der ersten österreichischen Ausstellung zum kirchlichen Jugendstil in Wien widmet sich das Museum am Dom St. Pölten dem "Spannungsfeld zwischen traditioneller Kunstauffassung und aufgeschlossenem Zeitgeist". Die Ausstellung begibt sich auf Spurensuche, warum trotz widriger Bedingungen zahlreiche sakrale Kunstgegenstände im Jugendstil entstanden sind. Die Bandbreite reicht dabei von Altären über Kelche und Monstranzen bis hin zu liturgischen Gewändern. Bis dato noch nie präsentierte Objekte lassen vermuten, dass aufgeschlossene Geistliche und Auftraggeber dennoch - gemäß dem Wahlspruch der Secession - "der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit" ermöglichten.
Absage an Imitation der Vergangenheit
Die Kunstströmung des Jugendstils erlebte ihren Höhepunkt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Wie das Museum darlegte, sei sie charakterisiert durch eine stark an der Natur angelehnte, vegetabil-florale Formensprache, durch die Verwendung neuartiger Materialien sowie durch eine Ästhetik, die das Funktionale in den Vordergrund stellt. Gemeinsames Ziel der unterschiedlichen Jugendstil-Strömungen war die Überwindung des sich im 19. Jahrhundert etablierten Historismus, der als veraltet und nicht innovativ angesehen wurde und gerade in der kirchlichen Kunst einen großen Aufschwung erlebt hatte.
Die Kirchenführung befürwortete den Rückgriff auf historische, großteils gotische Stilformen - wie etwa in der Wiener Votivkirche - sogar explizit und wollte damit an die Tradition der mittelalterlichen Kathedralen anschließen. Der Jugendstil wurde deshalb von der Kirche grundsätzlich kritisch gesehen; die kaum religiöse Formensprache, häufige Darstellungen von leicht bekleideten Körpern sowie die mit klassisch christlichen Werten oft nicht im Einklang stehenden Lebensstile berühmter Jugendstil-Kunstschaffenden taten ihr Übriges.
Die Ausstellung "Sakraler Jugendstil" ist 13. Mal bis 15. November 2023 zu sehen (Domplatz 1, 3100 St. Pölten). Die Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr und Sonn- und Feiertag 11 bis16 Uhr. (Info: www.museumamdom.at)
Quelle: kathpress