St. Pölten: Mikl-Leitner und Schwarz eröffneten Jugendstil-Ausstellung
Als "prophetisches Rufzeichen" hat der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz die Ausstellung "Sakraler Jugendstil" bezeichnet, die seit Samstag geöffnet und bis 15. November 2023 im "Museum am Dom" der niederösterreichischen Landeshauptstadt zu sehen ist. Die Schau über das kirchliche Kunstschaffen der Zeit um 1900 im österreichischen Raum erlaube es allen Besuchern, "ein neues Gespür für das Heilige" zu entwickeln. Zudem zeige sie auf, "dass schöne Dinge die Zeit überdauern", sagte der Diözesanbischof laut einer Aussendung des Landes beim Eröffnungsakt am Freitag, an dem auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner teilnahm.
Mikl-Leitner würdigte das St. Pöltner Museum am Dom als "wichtigen Teil der Museumslandschaft in Niederösterreich" und hob auch die Aufgabe der "Glaubens-, Wissens- und Geschichtsvermittlung" hervor. Kunst- und Kulturvermittlung sei in der diözesanen Ausstellungsstätte oberstes Gebot und die aktuelle Schau eine "Brücke zwischen Kirche und Gläubigen sowie zwischen sakraler und weltlicher Kunst". Deutlich mache sie auch die lange Jugendstil-Tradition in den Kirchen, Stiften und Klöstern des Landes, wie etwa in der Kierlinger Pfarrkirche, jedoch auch in der St. Pöltner Synagoge. Der Jugendstil sei eine "Kunst mit ganz großer Geschichte".
Wie Museumsleiterin Manuela Rechberger bei der Vorstellung der Schau darlegte, wurde der Jugendstil in seiner Zeit zwar überwiegend von den kirchlichen Obrigkeiten abgelehnt, habe aber dennoch auch im sakralen Bereich eine große Rolle gespielt. Das verdeutlichten die zahlreichen Leihgaben aus Pfarrkirchen und Klöstern, insbesondere aus Ostösterreich. Wichtigen Einfluss hatte dabei die Nähe zu Wien, wo 1897 die Künstlervereinigung "Secession" gegründet wurde. In der Stadt St. Pölten lebten mehrere ihrer Mitglieder.
Dem "Spannungsfeld zwischen traditioneller Kunstauffassung und aufgeschlossenem Zeitgeist" widmet sich die Ausstellung eingehend und erkundet, wie trotz widriger Bedingungen zahlreiche sakrale Kunstgegenstände im Jugendstil entstehen konnten. Die Bandbreite reicht dabei von Altären über Kelche und Monstranzen bis hin zu liturgischen Gewändern. Bis dato noch nie präsentierte Objekte lassen vermuten, dass aufgeschlossene Geistliche und Auftraggeber dennoch - gemäß dem Wahlspruch der Secession "der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit" - ermöglichten.
Die Kunstströmung des Jugendstils erlebte ihren Höhepunkt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Charakteristisch ist eine stark an der Natur angelehnte, vegetabil-florale Formensprache, die Verwendung neuartiger Materialien sowie eine Ästhetik, die das Funktionale in den Vordergrund stellt. Gemeinsames Ziel der unterschiedlichen Jugendstil-Strömungen war die Überwindung des sich im 19. Jahrhundert etablierten Historismus, der als veraltet und nicht innovativ angesehen wurde und gerade in der kirchlichen Kunst einen großen Aufschwung erlebt hatte.
Die Kirchenführung dieser Zeit befürwortete hingegen den Rückgriff auf historische, großteils gotische Stilformen - wie etwa in der Wiener Votivkirche - und wollte damit an die Tradition der mittelalterlichen Kathedralen anschließen. Den Jugendstil sah man grundsätzlich kritisch, wobei die kaum religiöse Formensprache, häufige Darstellungen von leicht bekleideten Körpern sowie die mit klassisch christlichen Werten oft nicht im Einklang stehenden Lebensstile berühmter Jugendstil-Kunstschaffenden ihr Übriges taten.
Die Ausstellung "Sakraler Jugendstil" ist bis 15. November 2023 zu sehen (Domplatz 1, 3100 St. Pölten). Die Öffnungszeiten sind Mittwoch und Freitag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr und Sonn- und Feiertag 11 bis 16 Uhr. Führungen gibt es am 20. und 27. Mai um 10.30 Uhr sowie an Donnerstagen um 17 Uhr. Am 1. Juni gibt es um 17 Uhr eine Spezialführung mit den Schwerpunkten Gold und Wien-Steinhof, am 2. Juni die Teilnahme an der "Langen Nacht der Kirchen". (Info: www.museumamdom.at)
Quelle: kathpress